#2von ruebezahl » 30. Apr 2008 12:38
Liebe Leser,
ob Hamburg, Berlin oder anderswo:
immer wieder wird bei der Progenie-(Früh-)Behandlung erst mit den üblichen Sparversionen von Spangen herumgeeiert, um die Kinder dann plötzlich mit Außenspangen (Delaire-Maske) und/oder Gaumennahtsprengung (GNE) zu bedrohen, oder andernfalls nur noch operatives Zurechtsägen in späterem Alter anzubieten.
In Bremen wurden Progenie-Patienten damit sogar gleich weggeekelt (O-Ton einer Mutter: „mittelalterliche Dr.-Eisenbart-Methoden“), weil sie wohl pauschal als Problemfälle gelten.
Oder anderswo werden Eltern und Kinder regelrecht damit überfahren, wie vor Jahren schon ein Opfer aus dem Raum Augsburg.
Und EIGENTLICH sollten Krankenkassen doch wirtschaftliche Behandlungsmethoden mögen. Aber bei manchen findet man (lokal unterschiedlich) in dieser Lage trotzdem keine Hilfe. Die werden von den Profiteuren offenbar gut einbalsamiert, wie folgendes Beispiel zeigt:
Da fragte eine Mutter bei ihrer Kasse, warum die schiefen Zähne ihres Sohnes von der Zahnklammer, die er so fleißig gegen seine Progenie trägt, gar nicht bearbeitet werden? Antwort der Kasse: erst werden nur die Kiefer-Fehlstellungen behandelt, und die Zahn-Fehlstellungen dann später, wenn alle Milchzähne weg sind. So ganz im Sinne von Feste-Spangen-für-alle. Obwohl es manchmal leicht und kein zusätzlicher Zeitaufwand wäre (eher im Gegenteil), auch Zahnkorrekturen mit herausnehmbaren Spangen durchzuführen.
Vor allem kann man, wenn eine gesetzliche Krankenversicherung bei einem gebotenen Kieferorthopäden-Wechsel herumzickt, diese auch wechseln.
Zurück zum Fall, ist erbliche Progenie jenseits des Frühbehandlungs-Alters aber eine ERNSTE Sache. Anders als Fehlstellungen, die bloß VERFÄNGLICH sind. Das soll heißen, dass zu ihrer Behandlung harte Methoden verbreitet wurden, obwohl sie auch mit sanften Methoden unkompliziert wäre. 3 Beispiele:
Schmalkiefer bzw. seitlicher Kreuzbiss: hier werden Kinder schon in zartem Alter, wo sie noch so viel Wachstum vor sich haben, von der „Spätfall-Methode“ Gaumennahtsprengung bedroht.
Sich entwickelnde Eckzahn-Einengung: enge Eckzähne hat man früher z.B. mit Y- oder Z-Platten, die auch heute noch Kassenleistung wären, wenig belastend und kostengünstig eingereiht. Selten auf Kasse, aber auch hierfür bewährt wären Crozat-Geräte. Heute ist Eckzahn-Einengung jedoch zur Quelle von Erpressungen zwischen Kassen-Brachialmethoden und Privatleistungs-Brachialmethoden geworden: Headgear, Zähneziehen, Pendulum, Distal-Jet, Dübel im Gaumen, ...
Nichtanlage der unteren 5er: die einfachste Lösung wäre hier, den Milchzahn-ohne-Nachfolger zu erhalten. Dies ist für Kieferorthopäden jedoch unattraktiv. Die bevorzugen heute immer öfter, ihn zu ziehen und die Lücke mit festen Spangen zuzuziehen, die in diesem Fall mit Schrauben im Knochen unterstützt werden – sogar schon bei 12-Jährigen! Früher, als Milchzähne noch gammeliger waren, vermochte man solche Lücken mit Zugschrauben an aktiven Platten zu schließen. Die waren im Plastik und nicht im Knochen. Und auch mit Crozat- oder Bimler-Spangen sind hier Erfolge berichtet.
Zusätzlichen Pflege-Aufwand könnte man hier dem Dauer-Milchzahn angedeihen lassen – statt der Karies-Falle einer festen Spange, oder gar der Autobahnen für Bakterien, die eine durch das Fleisch im Knochen steckende Schraube darstellt.
Leider kann man sich nicht mehr darauf verlassen, beim Hauszahnarzt unabhängige Hilfe zu finden. Denn viele Kieferorthopäden engagieren sich Allgemeinzahnärzte als Patienten-Einfänger (Provision ist zwar nicht gestattet, aber eine Hand wäscht die andere). Dann braucht man einen guten, ggf. ganzheitlichen Generalisten als unabhängigen Darsteller verschiedener Behandlungs-Möglichkeiten.
Zurück zur ernsten Angelegenheit verschleppter Progenie-Behandlungen:
ERNST bedeutet, nun braucht es einen guten Könner, damit sanfte Methoden noch aussichtreich sind. DASS gekonnte sanfte Methoden noch aussichtsreich sein können, zeigt ein schon im Vorläuferbeitrag erwähnter Fachartikel, wo 9- bis 15-jährige (!) Progenie-Patienten in Thailand mit einer Kombination aus Doppeldecker-Spangen (für halbtags) und Krankengymnastik geheilt wurden.
Leider ist dies offenbar in der Ausbildung heutiger Kieferorthopäden unwichtig. Während die Hersteller von Zubehör für profitablere Methoden die Lehrpläne und Fachkongresse gut durchdringen.
Das auch schon angekündigte Bildmaterial zur Rückschubdoppelplatte, einer effizienten Progenie-Spange, die immerhin ein bisschen vermarktet wird, habe ich leider immer noch nicht komplett. Aber genug, um ein vorläufiges neues Unterkapitel für die Fallbeispiele zu machen. Aus diesem gegebenen Anlass, und sobald meine Zeit und Einnahmesituation es zulässt.
Also WAS TUN bei verschleppter Progenie-Behandlung und Brutalmethoden-Androhung? Ausgewiesene Sanfte-Methoden-Profis gibt es nicht überall.
Aber man sollte zumindest 1x die Reise zum nächstgelegenen unternehmen, um seine Meinung zu hören. Anschließend kann man näher gelegene durchprobieren, ob man dort Vergleichbares findet. Adressen jeweils bei mir, und bitte rückmelden, was sie taugen. Damit ich meine Weiße Liste weiterentwickeln kann.
Soweit für diesmal,
hordeotech