Hallo Alle,
gesammelt von unten nach oben:
>eine möglichst "sanfte" behandlung endet bei ernsthaften fehlstellungen (und eine, die externe verankerung benötigt, ist meist eine ernsthafte) oft genug auf dem tisch eines kieferchirurgen, der dir dann die kiefer absägt. 1) Ernste Fehlstellungen kommen nicht über Nacht, allenfalls gibt es (selten) angeborene Missbildungen wie z.B. LKG-Spalten, aber auch die bekamen früher sanfte Kieferorthopädie.
2) Auch Kieferchirurgen sind geschäftstüchtig. Dagegen konnten bei Bimler damals die real existierenden Progeniepatienten, die die Behandlung zu spät anfingen und keine vollständige Korrektur mehr erreichen konnten, lebenslang nachts ein Retentionsgerät tragen.
Dauerretention findet man heute anderswo. Man hü, mal hott, dahin wo es eben nach Geld riecht...
3) Ich bin keineswegs fortschrittsfeindlich. Nur erscheint mir dieses Jahrhundert, gemessen an meinem Alter, erst 10 Jahre jung. Es hat z.B. nützliche Fortschritte in der Laser(zahn)medizin, in strahlungsarmem Röntgen, aber ich würde auch die vor 15 Jahren entwickelten Pro-Stab-Platten und Rückschubdoppelplatten in den Fallbeispiele-Kapiteln und das Regulierungssilikon modern nennen. Nur warum kommen Rückschubdoppelplatten nicht gegen die viel älteren Gaumennahtsprengungen und Gesichtsmasken an, die nun auch für Frühbehandlungen wieder aus der Gruft geholt werden?
4) Dieses Gerede von Verankerung und die entsprechenden Fortbildungen sind ein Business für sich. DER SPRINGENDE PUNKT:
Bracket-Spangen haben keinen starren Körper. Herausnehmbare Spangen haben einen. Wenn sie richtig abgestützt sind, oder (für Schraub-Aktionen, siehe Galerie A
http://www.sanfte-zahnklammern.de/spang ... istea.html ) genug griffige Halteklammern haben, dann HAT man Verankerung. Wenn gar nichts genug halten sollte, könnte man sogar, wie es bei Korrekturschienen ggf. praktiziert wird, weiße Attachments kleben.
Aber dort, wo die Bracket-Methoden herkommen, ist dies weitgehend unbekannt, und die Knochenpiercing-Propagandierer und ihre Vasallen ignorieren diese 50 Jahre an europäischer Erfahrungsmedizin wie eine Urwaldmethode.
Dumm gelaufen?
Stümper, Abzocker und Blender gibt es bei harten und sanften gleichermaßen, sowie solche, die die Grenzen ihres Könnens nicht kennen oder beachten.
Nur sind die Risiken der harten Methoden doch größer:
da können schon im real existierenden Normalbetrieb Schäden wie z.B. die von Michaela bschriebenen auftreten. Während man mit aktiven Platten Schäden erst bei Fehlbedienung riskiert, oder mit Funktionskieferorthopädie nur bei groben Fehlern (Fehldiagnose, fehlende Kontrolle ... auf halbem Wege verreckte Bisslagekorrekturen sind z.B. kontraproduktiv).
Auch dann, wenn (noch zur rechten Zeit) ein erster Behandler die Sache versiebt oder vertrödelt, hat es ein späterer in ernsten Fällen, bei Progenie z.B., mit sanften Methoden schwer.
Ich hatte auch schon Leute, die zwar noch rechtzeitig eine Zweitmeinung einholen wollten, aber dabei an einen Kieferorthopäden jener Sorte geraten sind, die (profitabler) erst anfangen, wenn alle Milchzähne weg sind.
In diesem Sinne:
Lieber halb wissen als im Dunklen tappen. Vor allem bei den vielen Halbwahrheiten, die Kieferorthopäden den Eltern aufbinden und damit oft auch noch abkassieren:
Die Leute, die meinen Rat suchen, mögen nicht repräsentativ sein, und die KFOs, bei denen sie sich schlecht aufgehoben fühlen, folglich auch nicht.
Aber ich erfahre immer wieder, dass KFOs vor so einer langfristigen Behandlung gar nicht über Risiken und Alternativen aufklären - obwohl das ihre Pflicht wäre!
Wenn die alle ihrer Pflicht nachkämen, statt nur eine Methode zu präsentieren, an der sie glatt verdienen, dann hätte ich hier nichts zu ergänzen.
2 frische Beispiele:
1) Völlig plausibel klingend (man muss wissen: Hersteller veranstalten Kurse dafür) wurden einer 12-Jährigen 2 gesunde Zähne gezogen und zunächst ein scharfkantiger Gaumenbügel eingebaut. Sie isst nun seit Tagen nur Brei, bei unverminderten schulischen Anforderungen.
2) Ein Gesuch für einen Jugendlichen mit Kreuzbiss, das für günstigere Methoden offen ist, soll hier die Rüstungsspirale darlegen, an der viele marketingstarke Hersteller mitverdienen:
„thermoelastische Spezialbögen ... die eine schnellere und angenehmere Behandlung bieten und das Risiko einer Wurzelresorption reduzieren. .. Weiterhin empfielt er eine Glattflächenversiegelung, Behandlung mit Cervitec Plus 6x und einen Kleberetainer ... Die drei Maßnahmen betragen einen Eigenanteil ca. 400 Euro“
++ Wobei 400 Euro nicht mehr bemerkenswert wären, denn mancherorts nähern sich Zuzahlungsforderungen inzwischen 2000 Euro - wofür man in billigen Biotopen bereits eine ganze Platten- oder Korrekturschienen-Behandlung privat bekäme.
Auch Krankenkassen und selbst Verbraucherberatungen und Rechtsschutzversicherungen helfen selten weiter, wenn Familien dort Hilfe wegen hoher Zuzahlungsforderungen von KFOs suchen. Eher schieben sie den Schwarzen Peter weiter. Denn im Gesundheits-/Krankheitssystem herrscht eine besondere Lobbykratie.
Exkurs: Was ist Lobbyismus? ... primär nicht etwa „graue Herren mit schwarzen Koffern“, sondern Politikberatung. Völlig legal und auch sinnvoll. Lobbyismus wäre sogar demokratisch, wenn JEDER seine Lobby hätte. Aber dem ist nicht so, und das nenne ich Lobbykratie, d.h. die Herrschaft von Lobbys. Wer da keine Lobby hat, kann unter die Räder geraten.Soweit für diesmal,
Rübezahl
P.S. Auch auf dem Gebiet der Zahnprothetik bedauerte neulich ein Fachmann, dass es so manche guten Komponenten von früher nicht mehr gibt. Weil die Hersteller an dauerhaft hilfreichen Dingen weniger verdienen als an ...