#1von ruebezahl » 16. Dez 2007 12:53
Verehrte Gemeinde,
ich enthülle den frischen 2008er Kurskatalog eines großen Herstellers von Kieferorthopädie-Zubehör:
Über 60 Kurse mit 26 Dozenten werden angeboten, davon einige 2- oder 3-mal und zumeist in Luxushotels. Ich habe sie auseinandersortiert in:
A) 11% Kurse zu herausnehmbaren Spangen (4 Dozenten; Hälfte dieser Kurse für Zahntechniker)
B) 25% Abrechnungskurse aller Art, und Marketing, allgemein
C) 25% Kurse zu Knochenpiercing, mit 11 Dozenten: teuer, riskant und profitabel, siehe frühere Themen hier
D) 39% Kurse zu sonstiger Gewaltbehandlung in Haupt- und Nebenkriegsschauplätzen
C) Mini-Schrauben, Mini-Pins usw. zur kortikalen / skelettalen Verankerung, also durch das Fleisch in den Knochen gedreht, und für herausnehmbare Spangen komplett überflüssig, wird Jahr für Jahr um neue Perversitäten erweitert. Nun gibt es schon verschiedene Apparaturen, die ans Gaumendach gedübelt werden. Einige dieser Kurse sind inklusive Verkaufstraining mit praktischen Übungen (Rollenspiele?). Wie bringt man wohl einen Menschen dazu, sich so eine Höllenmaschine in den Mund dübeln zu lassen, die z.B. nur dazu dient, die hintersten Zähne nach hinten zu zwingen? So, wie ein Sekten-Werber seine Opfer fängt? Sollte das Opfer noch nach Alternativen fragen, so sind diese auf jeden Fall mies zu machen (Wahrheitsgehalt dabei Nebensache).
D) umfasst u.a. Nichtmitarbeitstherapie-Kurse (klobige Festeinbauten für alle), und auch verschiedene Kurse zum fachgerechten In-die-Länge-Ziehen von Behandlungen, die an sich rechtzeitig begonnen wurden. Statt gleich in der besten Wachstumsphase die völlige Behebung der Fehlstellungen anzustreben, was in vielen Fällen gelingen würde.
Marketing wie z.B. Steigerung der privat abgerechneten Einnahmen, und Einwerben von Zuliefer-Praxen (Überweiser-Ärzte) kommt auch bei den Produkt- und Behandlungs-Kursen nicht zu kurz.
Sowas verbirgt sich also unter dem Deckmäntelchen der vielbeschworenen ärztlichen Fortbildung. Veraltetes ausmisten? Patientengefährung und Abzocke steigern!
Sollte uns das nicht zu denken geben – dass wir solche Praxen künftig nur noch gut gewappnet betreten sollten?
Genauso zweischneidig ist die ebenfalls vielbeschworene Qualitätssicherungs-Zertifizierung (DIN ISO xyz..) für Praxen. Ich habe die schon auf Webseiten gefunden, die brutalste Methoden bereits an Kleinkindern anwenden. Dann dient die Zertifizierung offenbar dazu, dass sie sich die Hände in Unschuld waschen können, wenn das Kind, oder der ältere Patient, einen Schaden davonträgt. Weil es dann das Restrisiko war, denn man hat ja dokumentiert, dass alle Schritte fachgerecht durchgeführt wurden. Aber Methoden mit geringerem Risiko gar nicht erst angeboten, und wohl gar nicht mehr im Programm.
So,
dann schon mal rohe Jahres-Endzeit
(aber zumindest einen Schrieb habe ich für 2007 noch im Rohr),
Larissa (hordeotech)