#1von ruebezahl » 25. Jun 2014 08:25
Liebe Leser und vor allem Eltern,
nun hat sich der Rekord für kieferorthopädische Abzocke, die mir bekannt wurde, fast verdoppelt.
Rubrik: Zuzahlung zu einer eigentlich kassengezahlten Kinder-Behandlung.
Da verlangte ein Kieferorthopäde nicht nur über 4500 € Zuzahlung, sondern wollte dafür auch noch eine GNE-Apparatur am kindliche Gaumenknochen anschrauben (!) und trotzdem noch die Behandlung maximal in die Länge ziehen.
Das zeigt, womit seine schicke teure Praxisausstattung erkauft ist.
Sofort hat er die Einkommensverhältnisse der Eltern erkundet.
Ob er wohl einen Plan B in petto hat, falls es dann z.B. heißt: „Mein Papa ist Rechtsanwalt“?
Fragt man, was es bei ihm ohne Zuzahlung auf Kasse gäbe, holt er nicht nur in üblicher Erpresser-Manier den bewährten Abschrecker Headgear heraus, sondern auch Abbildungen historischer fester Spangen vom Typ „Full metal jacket“, aus der Zeit, bevor der Bracketkleber erfunden war. Damals waren diese aber wohl nirgends Routinemethode gewesen, sondern herausnehmbare Spangen waren populärer, weil sie flexibler, wirtschaftlicher, weniger gefährlich und einfacher zu handhaben waren.
Mit so einer Auswahl verjagt er nicht nur unerwünschte Geringverdiener.
Bei der Kasse nachgefragt, kennt die wohl ihre Pappenheimer. Einfach 3 oder 4 (!) weitere Kieferorthopäden fragen, empfahl man dort. Bezeichnend für diese Gegend, in der Brachialmethoden-Verbreiter wie die Vandalen gehaust haben müssen.
In einem alten KFO-Lehrbuch fand ich den zunehmenden Einsatz von Bracket-Spangen als „Massenexperiment an der jungen Generation“ bezeichnet. Neulich berichtete mir eine Mutter, ihre Haus-Zahnärztin fände an Jugendlichen und jungen Erwachsenen reihenweise Schäden, die von festen Spangen herrührten.
Ein erfahrener KFO-Techniker stellte Ähnliches fest: „Ein paar Jahre (nach einer Bracket-Behandlung) ist es schön, aber dann gehen die Gebissprobleme los.“
Interessanterweise trifft man im selben Bundesland in weniger als 80 km Luftlinie auf das andere Ende der drei Skalen
sanft, risikoarm <--> hart, risikoträchtig
preisgünstig <--> Abzocke
zügig <--> in die Länge gezogen
Für obige Zuzahlung bekäme man dort 2 (!) Privatbehandlungen, ohne schadensträchtige Methoden und nicht länger dauernd, als es auf bewährtem sanftem Wege braucht.
Selbstverständlich gibt es auf jeder dieser Skalen viele Mittelfeldler.
An Kombinationen mit nicht-Mittelfeld-Werten finden sich bisweilen:
Zügig, aber teuer und hart.
Schonender, aber teuer und langwierig.
Zuzahlungsfrei und zügig, aber hart (das sind oft die Zähnezieher).
Schonend und preiswert, aber langsam.
Was hingegen die Rubrik der nicht kassengezahlten Behandlungen angeht, so sind marktführende Korrekturschienen in letzter Zeit auch deutlich teurer geworden, aber die Qualität der Behandlungsergebnisse hat anscheinend nachgelassen. Manchmal stimmt dann der Biss nicht, und nach zügiger Arbeit an mehreren Fehlstellungen zugleich sahen die Schienen einer Patientin neulich auch nicht aus. Sondern eher in dem Sinne, in dem ein Taxifahrer einen Umweg fährt ...
Hilft es, sich vorab auf Arztbewertungsplattformen umzusehen?
Wohl nur soweit, dass man einige wenige Kieferorthopäden, bei denen sich dort tatsächlich schlechte Kommentare häufen, meiden kann.
Unter den vielen unbewerteten kann sich alles Mögliche finden, siehe obige 3 Skalen.
Hingegen ist bei denen, die mehrere top Wertungen auf sich vereinen, im Hinterkopf zu behalten, dass diese ein geschöntes Bild zeigen können.
Sei es, dass der fragliche Behandler nur jene Patienten, die mit ihm voll zufrieden sind, ermuntert, so eine Wertung abzugeben. Hiermit ist besonders zu rechnen, wenn er eine herausstechende Anzahl an Wertungen hat, also z.B. 20 und der nächstfolgende hat dann 5 ...
Oder sei es, dass er offensiv gegen Kritiker vorgeht. Dafür gibt es längst Dienstleister, die als „Netzwächter“ über den guten Ruf ihrer Klienten im Internet wachen.
Soweit für diesmal,
Rübezahl