Gaumennahtsprengung gegen Bettnässen, sowie für mehr IQ ?

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Gaumennahtsprengung gegen Bettnässen, sowie für mehr IQ ?

Beitrag#1von ruebezahl » 13. Jun 2008 11:05

Au weia!
Von einer (ehemaligen?) junge-kfo-Adresse wurde
(Link sicherheitshalber gelöscht, kann bei mir erfragt werden, PLZ-Bereich 4) empfohlen, die die Gaumennahterweiterung (GNE) über den grünen Klee loben. Nicht nur gegen Bettnässen soll diese zeitnah profitable Höllenmaschine helfen, mit der sie demnach schon kleinen Kindern (oder sind bettnässende Jugendliche gemeint?) Gewalt im empfindlichen Mundraum antun - für 1 Monat Erweiterungs-Phase und dann noch 3 bis 4 Monate Heilungsphase, was die Schnelligkeit des Ganzen relativiert. Nein, die GNE soll, über die Erweiterung der Nasen-Atemwege, auch die Intelligenz steigern!
So bedroht diese Tortur dort konkret alle Kinder und Jugendliche, bei denen ein gewisser Abstand (vermutlich der Innenseiten der 6er) unter 36 mm liegt. Obwohl es laut Prof. Tränkmann, dem ich viel Material für meine Fallbeispiele-Kapitel verdanke, keine Indikation zur Gaumennahtsprengung im Milchgebiss und im frühen Wechselgebiss gibt (d.h. bevor die Seitenzähne wechseln).
Ist es ein Hohn oder eine unscharfe Übersetzung, dass dies und der Twin-Block zur Bisslage-Korrektur dort auch noch orthopädische Phase genannt wird (danach folgen dort eh Brackets für alle)? Dabei werden alle sanften, echt orthopädischen Mittel ignoriert, die das Wachstum nutzen (je kräftiger es ist, desto zügiger geht es), statt Hartgewebe zu zerreißen: Fränkel, Dehnplatten, Crozat, Bionator, Bimler, Kaukraft Kiefer-Former u.a. konfektionierte Trainer, und nicht zu vergessen der alte Kinetor nach Stockfisch. Stockfisch zitieren sie dort nämlich für die Heilswirkungen der Gaumennahtsprengung. Er hat über Gaumennahtsprengungen geforscht, aber war kein einseitiger Verfechter davon. Sondern er hat seinen Kinetor als wirtschaftliches Behandlungsgerät entwickelt und viele solche Behandlungen dokumentiert, darunter auch Fälle, bei denen der Kinetor die Kiefer beträchtlich weitete. Schließlich ist er, wie die Bimler-Spangen und Kiefer-Former auch, ein Kaugummieffekt-Gerät mit Massagewirkung.
Was die Bisslage-Verschiebung mit dem dort bevorzugten Twin Block angeht, so ist der zwar humaner als Herbstscharniere und andere fest eingebaute Vorrichtungen zum Vorbringen des Unterkiefers. Aber ich halte ihn für suboptimal im Vergleich mit grazilen Doppeldecker-Spangen oder gut konstruierten Vorschubplatten. Besonders wenn sie dort unterschlagen, dass er auch mit Dehnschrauben ausgestattet werden könnte (ebenso wie der alte Kinetor oder Vorschubplatten), um Kieferdehnung und Bisskorrektur zugleich zu leisten. Denn das hieße für die Praxis ja, auf die zusätzliche Einnahmequelle der GNE zu verzichten.

Die Spur der Schmalspur-Fortbildung in Kursen, die von Herstellern organisiert werden, setzt sich in schlechtem Deutsch aus schlecht übersetztem Amerikanisch fort: „Wann macht eine Behandlung Sinn?“ Zu allem Überfluss wird auch noch aus Werbetexten übernommen, dass die GNE, weil man damit Zähneziehen vermeiden könnte, besonders zahnschonend sei! Da kam eine Praxen-Umfrage (Volltext in www.sanfte-zahnklammern.de/spangen/g_sp ... preng.html) aber zu anderen Ergebnissen:
„...Komplikationen wurden in intraorale sowie extraorale unterteilt. lntraoral wurden hauptsächlich die nicht gesprengte Naht (20%), extreme Zahnkippungen (18%) und Knochen-oder Wurzelresorptionen (7%) sowie Dekubitus (9%) genannt. In einem Fall mussten nach der GNE aufgrund massiver Wurzelresorptionen die 1. Molaren extrahiert werden. Auch extraorale Komplikationen, wie Verbreiterung der Nase und der Nasenwurzel, Ausbildung von Asymmetrien des Nasensteges, Höckerbildungen am Nasenrücken und Hämatombildungen unterschiedlicher Ausprägung wurden von den Praxen (12%) angegeben.“
Wann geht den Krankenkassen endlich ein Licht auf, dass hier Schindluder mit Versichertengeldern, mit der Lebensqualität von Kindern und mit fahrlässig möglichen Folgeschäden getrieben wird?
Abgesehen davon, dass mit der Gaumennahtsprengung nur der Oberkiefer erweitert wird, aber Engstände auch im Unterkiefer vorkommen. Da wundert es nicht, dass mir zumindest 1 Kind einfällt (kein Spätfall), dem erst die Gaumennaht gesprengt und danach noch 4 gesunde Zähne gezogen wurden – und dem Vater war alles egal. Hauptsache, die Kasse stimmt!
Zuletzt geändert von ruebezahl am 28. Okt 2008 09:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Kieferorthopädie Höllenfahrt an 3 Orten

Beitrag#2von ruebezahl » 20. Aug 2008 12:04

Liebe Leser, es nimmt kein Ende!
Gestern hatte ich eine Praxen-Seite nachgeprüft, die ich letzten Sommer als potenzielle Invisalign-Adresse registriert hatte. Da war sie wohl noch unfertig, und nun der SCHOCK:
(Link sicherheitshalber gelöscht, kann bei mir erfragt werden, PLZ-Bereich 4) ist gewachsen und hat nun die kinderverachtenden Eigenheiten von gleich 2 Horror-Praxen auf sich vereint. Nämlich der Gaumennahtsprenger-Praxis aus dem vorgehenden Beitrag und einer weiteren in 200 km Umkreis, die mit dem Motto „Weil Kinder eh nichts freiwillig tun, soweit es geht alle Spangen fest einbauen“ zwar „nur“ Privatpatienten bedroht. Dies tut sie jedoch auch schon zur Frühbehandlung, und bildet überdies Nachwuchsärzte darin aus.

Zum Glück hatte ich die noch keinem empfohlen, weil es im nahen Köln allerhand Ganzheitliche gibt. Sonst wäre wieder eine Rückrufaktion fällig gewesen. Manchmal kann man den Fellen gar nicht so schnell hinterher rennen, wie sie wegschwimmen.
Vor allem frage ich mich, wie sich so eine kinderverachtende geistige Brandstiftung verbreitet, und wo ihr Ursprung liegt?
Könnte der Titel MSc. (Master of Science) da involviert sein? Das sind neumodische Aufbaustudiengänge, und über einen solchen in einem anderen Dental-Gebiet las ich neulich einen Bericht. Kostenpunkt fast 30.000 Euro! Wenn die auch noch amortisiert werden müssen, zusätzlich zur Praxiseinrichtung, dann wundert es nicht, dass nur die schnellsten und profitabelsten Behandlungsmethoden ausgewählt werden. Auch die Versagerquote (also z.B. dass Kinder ihre Spangen boykottieren) wäre zu minimieren, und die Schäden des Raubbaus werden auf die Allgemeinheit abgewälzt. Gibt das einen Vorgeschmack darauf, was für Charaktere eine Privatisierung des Bildungssektors heranzüchten würde? Dabei ist schon schlimm genug, was an den Uni-Kliniken in Kieferorthopädie läuft (wenige Ausnahmen mag es geben). Immerhin sind an den Unis noch alte Schriften und Lehrbücher vorhanden, in denen die Behandlung mit aktiven Platten und FKO dokumentiert ist.
Ansonsten: ein MSc. in Kieferorthopädie darf sich nach derzeitiger Rechtslage nicht als „Fachzahnarzt für Kieferorthopädie“ bezeichnen.

Mediziner sehen es ungern, wenn man so auf „Einzelfällen“ herumreitet. Aber z.B. die Unfallforschung analysiert Einzelfälle durchaus, wenn damit künftige Tragödien verhütet werden können. Und ist es keine Tragödie, wenn einem Kind die Kindheit vermiest wird, weil seine Eltern es dem „falschen“ Kieferorthopäden ausliefern? Und wer weiß, wie viele Praxen mittlerweile so ticken wie obige. Tendenz sicherlich steigend.
Gerade hat mir eine angehende Heilpraktikerin erzählt, welche Schmerzen ihr älterer Sohn schon unter einer „einfachen“ festen Spange gelitten hat (lapidarer Rat der Behandler: „Schmerztabletten“). Und dass viele Kinder von diversen Bekannten nach festen Spangen Wirbelsäulenprobleme entwickelten.
Außerdem hatte ihr Sohn hinterher fleckige Zähne, und dann war sein Gebiss auch noch sichtlich asymmetrisch geworden, und zur Erklärung wollten ihm die Behandler eine schiefe Nase andichten (eine objektive Erschwernis wie z.B. 2er-Nichtanlage oder LKG-Spalte lag demnach nicht vor). Auch sonst fanden sie Fragen lästig, obwohl sie die Antworten bei diesen Privatpatienten gut abrechnen konnten. Zu schlechter Letzt hatten sie ihm ungefragt einen Kleberetainer reingeklebt „auf lebenslänglich“, damit die erzwungene Zahnstellung nicht kollabiert.
Rastlose Grüße,
hordeotech
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