Liebe Leser,
folgender Fall in Berlin könnte auch anderswo sein:
da wurde erst der Behandlungsbeginn bis zum Alter von 12 verschleppt, dann nichts von Zuzahlungen erwähnt und 1 Jahr mit aktiven Platten herumgemacht, und dann eine feste Spange eingebaut. Diese soll nun 3 Jahre lang (!) 30 Euro Zuzahlung pro Monat kosten, OHNE dass vorher die Zustimmung der Eltern eingeholt wurde. Zuzahlungsfreie Behandlungen führt jene Praxis gar nicht mehr durch, und insgesamt 3 von 5 angefragten örtlichen Praxen nicht mehr (die übrigen 2 wollten den Fall erstmal sehen).
Eine Rückfrage bei der örtlichen Kassenzahnärztlichen Vereinigung führte leider zu nichts. Es sei hier rechtens, dass Kieferorthopäden mit Kassenzulassung nicht mehr zuzahlungsfrei behandeln.
Da hat die Berliner Kieferorthopäden-Lobby ganze Arbeit geleistet!
Denn in Fach-Foren anderswo hieß es bisher, Kassen-Kieferorthopäden müssten zuzahlungsfreie Behandlungen anbieten, aber diese seien allerdings „unmodern“. Und de facto steht ein Arsenal von Abschreckern wie Zähneziehen oder Außenspangen zur Verfügung, um vor zuzahlungsfreien Feste-Spangen-Behandlungen abzuschrecken.
Verschwiegen wird dabei hier wie dort, dass komplette Behandlungen mit vollständigen herausnehmbaren Spangen in Prinzip auch Kassenleistung sind.
Sie wurden über 50 Jahre lang praktiziert, aber werden heute offenbar nicht mehr voll gelehrt, oder nur noch nebenbei angerissen, zum Selbststudium für Interessierte. Mehr Platz in den Lehrplänen gehört offenbar den materialintensiven Methoden, die von den Herstellern dieses Zubehörs heute propagiert werden.
Hier nochmal mein Schaubild der Rückentwicklung:
www.sanfte-zahnklammern.de/downloads/fo ... ckentw.pdf
In o.g. Fall besteht jetzt, nach den aktiven Platten, noch eine Rückbisslage (Überbiss) mit einwärts geneigten unteren Backenzähnen. Die Möglichkeit von Vorschubplatten, oder Gummibändern zwischen den Platten zu spannen (Billiglösung), war hier nicht genutzt worden!
Diese Fehlstellung ließe sich nun unter Nutzung des Wachstums schmerzlos und ohne Karies-Risiken mit einem eingeschliffenen Aktivator oder Bionator (14/24h zu tragen) funktionskieferorthopädisch beheben. In den 3 Jahren, die hier für die feste Spange veranschlagt wurden, ganz bestimmt, sogar bei wenig Restwachstum. Zudem ist die Behandlungszeit mitsamt Retentionsphase zu rechnen. Was nützt schnelles In-Form-Zwingen, wenn die Zähne dann ohne langjährigen Kleberetainer schnell wieder schief werden? „Fast selbst gewachsene“ Zahnstellungen nach funktionskieferorthopädischer Behandlung sind deutlich stabiler, und Kontrollen alle 2 bis 3 Monate würden für diese Methode ausreichen. Längere Anreisen zu einem Arzt, der sowas heute noch kann und macht, wären dann relativ.
Und selbst bei 1 Termin pro Monat, z.B. mit aktiven Platten, wären die Kosten für Fahrscheine hier dann ca. 70 Euro pro Jahr, voll konkurrenzfähig gegen jede Zuzahlung, und bis ins nahe Umland reichend. In ein anderes Bundesland auszuweichen, kann bei kieferorthopädischer Kartellbildung oder patientenunfreundlicher Lobbyarbeit manchmal weiterhelfen.
Z.B. gibt es hier im Umland einen Anbieter, der oft sogar Crozat-Spangen auf Kasse abzurechnen vermag. Und in Berlin selbst einen mit Mischkalkulation, der Selberzahlern z.B. eine Bionator-Behandlung für 1000 Euro anbietet. Konkurrenzfähig gegen Zuzahlungen zu festen Spangen, aber in verschleppten Fällen nicht mehr unbedingt aussichtsreich.
Hier kommen wir zur Flucht nach vorn: wenn zuzahlungsfrei eh immer seltener wird, dann rechnet sich eine selbstgezahlte Frühbehandlung bei einem entsprechenden Anbieter, mit sanften Methoden und für einige 100 Euro, in den meisten Fällen. Nur in hartnäckigen Fällen, z.B. mit erblich bedingten Fehlstellungen, können sich diese später abermals ausprägen. Generell stabilisiert sich ein ordentlich funktionierender Mundraum jedoch von selbst.
Also bloß nicht bis zur Verschlimmerung verschleppen lassen!
Nuckelgebisse bei Kleinkindern normalisieren sich oft schon, wenn statt des Schnullers oder Daumens eine konfektionierte
Mundvorhofplatte genuckelt wird.
Soweit für heute,
Larissa (hordeotech)