Werte Aktive!
Dass Privatpatienten schon mal mit festen Zahnspangen(-Zusatzeinbauten) überrumpelt werden, hatte ich hier beschrieben. Nämlich mit solchen, die keine Kassenleistung sind.
In den letzten Wochen kamen mir aber 2 Fälle unter, wo Kinder betroffen waren, die Kassenpatienten waren. Beide in großen Städten. Wo man, wenn die Täter im Vorfeld korrekt aufgeklärt und nichts verschwiegen hätten, sicherlich weitere Meinungen hätten einholen können.
1) Spikes-Folter:
Wegen falscher Zungenlage und Schlucktechnik hat ein skrupelloser KFO einem Kind diese Fertigteil-Stacheln in den Mund gebaut und dazu frechweg behauptet, dass
-- es unkorrigiert zu Problemen wie Lispeln und Migräne durch Fehlbelastung kommen kann, die nur durch eine aufwendige OP korrigierbar wären. Ein Horrormärchen, wie es Fellabzieher-KFOs sonst nutzen, um Gaumennahtsprengungen (siehe 2) und schrottige Delaire-Masken gegen Progenie zu präsentieren.
-- Spikes die besten Aussicht auf Erfolg hätten. „Logopädie wäre langwieriger und die Erfolgsaussichten geringer. “ Was Logopäden umgekehrt sehen. Denn auch für Weichteile gilt, dass Zwangsumformung rückfallanfällig ist.
Nach einer qualvoll durchwachter Nacht wurden die Spikes von einem Notdienst nicht abgewrackt, sondern bloß die Spitzen abgeklebt, und mit dem Zaunpfahl gewunken, dass man mit einer geeigneten Zange selber ... denn es gäbe durchaus Alternativen, wie dieser Notdienst-ZA aus einer früheren KFO-Ausbildung wusste.
Wenig später waren diese mittelalterlichen Teile auch offiziell ausgebaut.
Die Alternativen:
Neben Logopadie noch herausnehmbare Spangen mit Perlen oder Löchlein daran, die die Zunge anlocken. Integriert auf Zungenfunktionen ausgelegt wäre der Bionator nach Balters – wenn man denn einen echten bekommt. Hier ist übrigens ein neues Kapitel, wie ganzheitliche Kieferorthopädie auch anderswo aussieht.
2) Gaumennahtsprengung (GNE) ohne Aufklärung, 8-Jähriger:
Eine feste Spange, die im Gaumenbereich durch eine Schraube selber weiter zu stellen war (anfangs täglich!), war schon seit 3 Monaten drin und erschwerte die Zahnhygiene erheblich, als Komplikationen auftraten:
Schmerzen am Zahnfleisch, das an einer Stelle der Apparatur einen dicken Wulst bildete. Erst durch Googeln fanden die Eltern, dass es sich um eine GNE handelt! Auch hieß es anfangs, sie sollte für 4-6 Monate eingebaut bleiben, aber bei der vorigen Kontrolle dann 8 Monate, damit „der Kiefer besser halten würde“. Na toll, erst kanputt machen und dann ...
Akut war jedenfalls Zahnseide nur schwer und unter Schmerzen anzuwenden, und ohne Erfolg. Und dann war Feiertag. Dann ließen Schmerzen und Schwellung zwar nach, aber apparaturseitig wurde – kein Wunder! - im Zahnfleisch ein Fremdkörper erkennbar.
Mit einer Hakensonde (von früher, Geschenk eines Zahnarztes) ließ sich ein halbzentimetergroßes, hartes helles Teil herauspulen und hinterließ ein großes Loch. Das war definitiv kein Essensrest, sondern eher ein Wandstück einer Milchzahnwurzel!
Angesichts dessen hat die Täterin die „geheime“ GNE-Apparatur dann ausgebaut, ohne dass die Eltern von Behandlerwechsel anfangen mussten, und zum Anschluss eine herausnehmbare Spange geordert. Mit der man auch von vornherein zusätzlich den Oberkiefer hätte dehnen können - aber eben mit weniger Profit.
Also, Augen auf auf heißen Pflastern, und nicht nur dort!
Rübezahl