NA? „Utility“ wie „Utilitarismus“ = Der Zweck heiligt alle Mittel?
Also servieren die Fertigteil-Verkäufer, ob aus Übersee oder hiesige, nun die Funktionskieferorthopädie (FKO) für Kinder ab. Nachdem sie längst die Platten zur Zahnkorrektur, die Platten zum Platzgewinn und FKO-Geräte für Jugendliche, wie oben am Beispiel beschrieben, weggedrängt haben. Schaubild hier:
http://www.sanfte-zahnklammern.de/downl ... ckentw.pdfDamit das Wissen über handwerkliche Kieferorthopädie ganz vergessen werden soll. Gentech-Konzerne lassen grüßen, wenn man mal mit Saatgut vergleicht.
Schon jetzt fällt manchen Kieferorthopäden z.B. bei Einengung nur noch Zähneziehen, Headgear oder (besonders bei Privatpatienten) zusätzliche feste Einbauten ein. Sogar bei Progenie ist mir der Headgear nun schon 2x untergekommen, wo er die Bisslage nicht verbessert, sondern weiter verschlechtert. Um Patienten nicht nur fahrlässig, sondern mutwillig in die Knochensäge treiben, könnte man meinen.
2 Fälle beriet ich gerade, wo o.g. partielle Bracket-Spangen an 6 und 7-Jährigen vorkamen, gegen schiefe Schneidezähne. Beide in Österreich, wo die Brutalisierung der Kieferorthopädie vor etwa 10 Jahren im Handstreich erfolgte.Und 2 Fälle mit seitlichem Kreuzbiss kamen vor, der eine ein jugendlicher Privatpatient, da soll gleich teures Zeug verbaut werden (Lingualbrackets + Forsus), ungeachtet des Schmalkiefers. Der andere war ursprünglich kein schwerer Fall, aber hat nun nach 9 Jahren KFO-Behandlung (!), wovon 3 mit schmerzhafter Bracket-Spange, einen seitlichen Kreuzbiss.
Frontzahnachse im OK?Im Konzept von damals, als es noch genug Kinder gab und die Kieferorthopädie den Erwachsenen-Markt noch nicht erschlossen hatte, wurden die Zähne erst horizontal mit Platten eingereiht, und dann zur vertikalen Korrektur und Bisslagekorrektur das Wachstum in einem FKO-Gerät genutzt.
Nun kann man das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen, weil es gar keins ist. Die Zeit eilt vorwärts in die Richtung zunehmender Unordung, und manchmal bilden sich im Chaos Inseln neuer Ordnung.Die Frage, wo die nachhaltig gesunde und stabile Position der Zähne eines Individuums sein soll, bleibt jedoch für gesundheitsorientierte Kieferorthopäden aktuell. Nach Durchschnittswerten konstruierte Fertigteile führen dorthin nur, wenn der Körper des Patienten diese Normen toleriert.
Sicherer wäre, jedem Patienten ein gewaltfreies Hilfsmittel zu geben, mit dem er seine Mundraumkräfte auf eine gesunde Gebissentwicklung hin umlenken kann, wie sie eigentlich von Natur aus der Fall sein sollte.
Dem Trend zu Ganztagsschulen und vollen Terminkalendern von Kindern kann man dabei mit
Kaugummieffekt-Geräten begegnen. Anders als o.g. starre Aktivatoren nutzen diese zusätzliche Muskelkräfte. Dadurch lässt sich die Tragezeit auf nachts und stundenweise tagsüber reduzieren - wie es früher schon Stockfisch (Kinetor, für heutige Maßstäbe klobig) und Bimler feststellten.
Zudem ermöglichen Kaugummieffekt-Geräte, wenn sie Protrusions- oder Retrusions-Elemente haben, ein einzeitiges Vorgehen bei der 3-dimensionalen Zahnkorrektur.
Eine neuere Entwicklung auf diesem Gebiet sind die FBG-Geräte der Turiner Schule. Leider fand ich noch keine Bilder original aus Torino. Aber dafür hier viele:
http://www.my-fgb.info/geraete/index.html Sie wirken stabil gebaut, nicht so klobig wie konfektionierte Trainer, und sind primär zur Anwendung im Wechselgebiss, also vor der Pubertät, gedacht (was seinerzeit schon Balters, Fränkel u.a. empfahlen). Mit Ausnahme der Bauform FGB-deep1 für vertikale Korrekturen im bleibenden Gebiss: sie kann
langes, Zahnsubstanz verschleißendes Bracket-Elend sparen.Aufrechte Grüße, Rübezahl