#1von ruebezahl » 28. Apr 2010 16:45
Liebe Leser,
Die Misshandlung kleiner Kinder mit rohesten Behandlungsmethoden nimmt kein Ende. Von Skandinavien, Frankreich und Italien aus propagieren geistige Brandstifter Gaumennaht-Sprengungen und Außenspangen zur Frühbehandlung.
Solche Anfragen sind dann typisch, keine Einzelfälle:
1) Bei einer 9-jährigen mit Engstand ist der Behandler zögerlich mit Platzgewinn, weil er es auf Zähneziehen hinauslaufen lassen will. Eine andere KFO-Praxis in der Gegend wirbt mit „Zähneziehen vermeiden“ – indem die bereits 6-Jährigen die Gaumennaht aufbricht !
2) Bei einer erst 5-Jährigen mit erblicher Progenie fällt dem ersten KFO pauschal nur Delaire-Maske und Gaumennahtsprengung ein! Auch, wenn sie privat versichert sind, so dass er auch schlichte Methoden üppig abrechnen könnte. Sind 80 Jahre Funktionskieferorthopädie vergessen?
Die Kleine hat sich sowieso nicht untersuchen lassen. Er hat sie gehen lassen, und die Eltern wollen noch 2 fußläufige Praxen erkunden (ich bin gespannt auf deren Arsenal?), bevor sie die S-Bahn zu menschenwürdigeren Anbietern nehmen.
Übrigens habe ich ein frisches Patientenbeispiel, das noch in die Fallbeispiele soll, von einer Progeniebehandlung, die wohl mit Zähneziehen und In-Form-Zwingen spät erfolgte, statt mit Dehnplatten und Funktionskieferorthopädie rechtzeitig. Der hat nun einen frontalen Kopfbiss und einzelne Kreuzbisse, der Oberkiefer ist zu klein.
Immerhin gibt es in Spanien mit der Planas-Stiftung noch einen Sender sanfter Methoden in den spanischsprachigen Raum. Ich frage mich auch, wie die östlichen Methoden sind? Mehr Vorbeugung? In letzter Zeit hatte meine Seite vermehrt Zugriffe aus Russland.
Anwaltliche Rechts-Info aus einer Zeitung über Risiko-Aufklärung vor ärztlichen Eingriffen:
Jeder Arzt ist verpflichtet, den Patienten, bzw. dessen Eltern, hinreichend über die Risiken eines geplanten Eingriffes aufzuklären, da zwischen dem Erfolg einer Behandlung und ihren Risiken abzuwägen ist. Auch über mögliche Schädigungen, die nur selten auftreten, muss er aufklären, wenn diese Risiken typisch für die Behandlungsmethode sind.
Denn nur aufgrund einer Zustimmung des informierten Patienten ist ein medizinischer Eingriff keine Körperverletzung. Anders herum: hat der Arzt die Zustimmung ohne ausreichende Risikoaufklärung eingeholt, dann ist sie ungültig, und er begeht eine Körperverletzung. Auch dann, wenn keine Komplikationen auftreten.
Das sollten sich alle, die Kindern Gaumennahtsprengungen antun oder gesunde Zähne ziehen lassen, hinter die Ohren schreiben! Denn wie viele Eltern würden dem zustimmen, wenn sie voll informiert worden wären, und wenn auch bewährte Alternativen angeboten worden wären?
Ich vermute auch, dass Kinder, die keine richtigen Eltern haben, für jene Art von Kieferorthopäden als Versuchsobjekte herhalten müssen, die sich damit profilieren möchte, neue Brutalmethoden an immer jüngeren Patienten auszuprobieren. Oder dass Schlechtbetuchten eine derartige Experimentalbehandlung auf Kosten des Hauses angeboten wird.
Interessant hierbei noch, dass Ärzte 2 Patientengruppen behutsamer behandeln als den Rest:
-- andere Ärzte und deren Angehörige
-- Rechtsanwälte und deren Angehörige
Globalisierung: wenn Kieferorthopädie-Professoren in Pension gehen, die noch zwanglose Methoden im Repertoire hatten, machen Nachfolger oft ratz-fatz Kehraus damit! Warum? Woher kommen deren Drittmittel, so dass heutige Absolventen oft nicht mehr wissen, wie man aktive Platten z.B. zum Platzgewinn im Verlauf der Behandlung richtig nachstellt?
Offenbar favorisiert die globalisierte Orthodontie / Kieferorthopädie das In-Form-Zwingen in jedem Alter gegenüber der Hilfestellung zum Gesundwachsen. Weil sie wohl auf dem Standpunkt steht: „Die Wirksamkeit von FKO (Funktionskieferorthopädie) ist nicht überzeugend erwiesen “ (= FKO ist nicht „evidenzbasiert“?)
Schon vor Jahren wurde ich von einer angehenden Behandlerin, die lieber auf Headgears und Brackets setzte, als „FKO-Romantikerin“ geschmäht.
Mit dem schwammigen Begriff „evidenzbasiert“ (Definition?) wollte neulich jemand meine Seite madig machen. Fördert evidenzbasierte Medizin nicht unter dem Vorwand, Kosten zu senken, Einheitstherapien, die auf individuelle Bedürfnisse keine Rücksicht nehmen? Werden dabei nicht kostengünstige Lösungen ausgegrenzt, wenn sie nicht bei 100% der Patienten Wirkung zeigen, egal wie nebenwirkungsarm sie sind?
Akupunktur wurde z.B. bis auf 2 Indikationen aus dem Erstattungs-Katalog herausgekantet, obwohl so manche Krankenkasse auch gern andere Akupunktur-Anwendungen bezahlt hätte.
Werden hier nicht kieferorthopädische Schnelltöter-Methoden begünstigt, die mit 100% Erfolg nicht die Heilung, sondern ein Zwischenziel erreichen, das oft ein Baustellen-Gebiss ist? Neumodisch profilierungsträchtig wären hier z.B. die fest eingebauten oder gar an den Gaumen geschraubten (!) Distalisierungsapparaturen.
Soweit nun, Ruebezahl