#2von ruebezahl » 9. Aug 2014 20:18
Liebe Weinmanns,
vor 40 Jahren gab es bei uns noch keine festen Spangen, oder nur solche, deren Einbau und Betrieb für den Behandler aufwändig war, oder Systeme für begrenzte Teilaufgaben.
Da es damals noch genug Kinder gab, gab es auch noch keine Erwachsenen-KFO.
Die herausnehmbaren Spangen, mit denen damals noch fast alles ging (sofern rechtzeitig), waren noch besser gebaut als das, was man heute meist kriegt. Einige versierte Fachlabors (s.o.) können es noch. Ihre Abnehmer sind eher Allesmacher-Zahnärzte als Fach-Kieferorthopäden. Denen wird das an den Unis heute nicht mehr ausführlich genug gelehrt. Fortbildungen darin gibt es, aber man muss sie suchen. Während Bracket-Hersteller oft auch Kurse für ihre Produkte anbieten, und auch Abrechnungs- und Verkaufskurse.
100% Kasse: im Prinzip ja. Wenn deren Gutachter nicht den Behandlungsplan abwürgt, was bei späten oder schweren Fällen vorkommen kann. Das mag auch ein Grund sein, warum ganzheitliche Kieferorthopädie (Bionator, Crozat,Begleittherapien) oft nur privat angeboten wird.
Alte-Schule-Kieferorthopädie mit aktiven Platten findet sich eher bei einigen „alten Hasen“ und bei Familien-Zahnärzten, die von Fachlabors beschickt werden. Manche haben auch einen Tätigkeitsschwerpunkt KFO.
Mit 2er-Nichtanlagen zum Fach-KFO zu gehen, ist verfänglich. Die kriegen dann meist den Dollar- oder €-Blick, während der Blick eines Allesmachers weiter ist.
Der sehr kleine Milch-2er ist meist schon weg (während jener bei den häufigeren 5er-Nichtanlagen als billige Lösung oft erhalten werden kann).
Lücke zu zwingen wollen: kann zur Groß- oder Dauerbaustelle ausarten.
Also lieber Finger weg, NICHT den Zapfenzahn opfern! Denn dann würden die Eckzähne komisch dort stehen, wo die 2er sein sollten, und dem oberen Zahnbogen fehlen 2 Zähne, was zu Kreuzbissen führen kann.
Den Zapfenzahn könnte man mit einem Veneer oder mit Komposit zu einem Normalzahn verbreitern – wenn man einen entsprechenden Zahnarzt fragt. Auch die 1er könnte man mit Komposit verbreitern, wofür die jetztige Lücke sogar vorteilhaft wäre. Das wäre substanzschonend und kieferorthopädisch kaum oder gar kein Aufwand. Auf Kosten der Symmetrie, aber wer nicht genau hinguckt, sieht das nicht.
Lückenöffnung (aktive Platte mit entsprechendem Schraubsegment braucht keinen Headgear) und Flügelbrücke wäre mit Symmetrie, aber mehr Aufwand. Noch mehr Kosten und Aufwand, und Blut fließt: Implantat-Zahnersatz (beliebt, weil profitabel).
Eine in manchen Fällen gangbare Alternative, die ohne Zahnersatz auskommt: den Milch-Eckzahn, der stabiler als die Milch-Schneidezähne gebaut ist, an die Stelle des fehlenden 2ers bugsieren. Kann später mal immer noch mit Komposit / Veneer versehen werden.
Für Adressen mailt mir mal euren Einzugsbereich, und habt einige Tage Geduld jetzt zur Urlaubszeit.
Bis denn, Rübezahl