Werte Gemeinde,
wir trauern. Gestern bekam ich 2 Anfragen, bei denen 3 kleinen Kindern eine GNE eingebaut worden war. Danach kann ich nicht einfach zur Tagesordnung übergehen:
1)
Der jüngste davon ist wohl gerade erst 7 geworden, denn frisch eingeschult. Er hat leichten Schiefbiss, äußerlich und vorn unauffällig, aber mitnichten ein „Monstergebiss“. Dass er privat versichert ist, war nun ein gefundenes Fressen für eine KFO´in, die neu eröffnet hat. Sie hat den Höchstsatz angesetzt (4000 €, dafür kriegen Jugendliche oder gar Erwachsene bei manchen namhaften Ganzheitlichen eine komplette Privatbehandlung) und die Eltern überfahren: keine nennenswerte Aufklärung, keine Alternativen, mögliche Verbreiterung oder Höckerbildung der Nase und andere Gefahren verschwiegen. Stutzig wurde die Mutter nur bei: „Bei Nasenbluten keine Sorgen machen“.
Da der Junge nun am ganzen Körper leidet (Wange wund, schwierig essen, sabbern, Sprache gestört) und einen denkbar schlechten Schulstart hat, wurde die GNE-Apparatur noch nicht geschraubt und soll schnell wieder ausgebaut werden. Ein KFO eher alter Schule, der kleinen Kindern keine festen Spangen einbaut, will sich die Sache ansehen.
In einer Umfrage von 1999 waren feste Spangen in der Frühbehandlung, speziell bei Progenie, nämlich noch sehr unüblich.
Aber ein ähnliches Privatpatienten-Überfahren hatte ich hier schon: 10-Jähriger, Pendulum eingebaut (das das Problem nur teilweise löst, anders als z.B. eine Z-Platte, denn es soll ja weiterhin daran verdient werden).
2)
9 Jahre, Kassenpatient, GNE erfolgt, Apparatur wurde wegen Karies (wodurch wohl?) ausgebaut. Fortsetzung mit neuer GNE-Apparatur und Delaire-Maske (aus Fertigteilen) war geplant (der dortigen Alternativen-Auflistung konnte ich den angekündigten Progenie-Aktivator mit Spezialschraube (es gibt auch andere Bauformen, mit Standardschraube) nun zumindest in der deutschen FKO-Galerie hinzufügen).
GNE, Delaire-Maske, Headgear und o.g. Pendulum sind als Peripheriegeräte für Bracket-Spangen zu sehen, und werden von den Fertigteil-Herstellern entsprechend massiv vermarktet und in Fortbildungen und Fakultäten eingebracht.
3)
12 Jahre, älterer Bruder des vorigen, beim gleichen Täter, und der hatte ihm schon früher eine GNE angetan. Nun droht wieder eine. Soviel zur Stabilität des Ergebnisses einer GNE-Frühbehandlung. Auch wenn deren Verfechter dreist behaupten, Dehnung mit herausnehmbarer Platte würde die Zähne nur kippen.
Für besonders stabilere Ergebnisse braucht es jedoch Methoden, die die Muskulatur mit einbeziehen. Für eine Zweitmeinung war die Familie dann an einen Beutelschneider geraten (schließt sich hier finanziell aus), der zwar Zähneziehen vermeiden will, aber gern harte Methoden mit langsamen funktionellen kombiniert.
FAZIT für Eltern mit privat versicherten Kindern (Titel): Profitmaximierer meiden!
Hingegen stehen hier die Wege echter ganzheitlicher Kieferorthopädie offen.
Wenn man weiß, wo. Oder, wie erwähnt, zu KFOs alter Schule gehen. Oder speziell auf dem Lande bieten auch manche Allgemein-Zahnpraxen kieferorthopädische Frühbehandlungen. Aber Obacht: auch davon schwören einige auf GNE! Jedoch anteilig wohl nicht so viele wie bei konventionellen Fach-Kieferorthopäden.
Was die vielen „Teil-Ganzheitlichen“ betrifft, so verzichten die zwar auch meist auf harte Methoden der Frühbehandlung und auf Außenspangen. Aber man sollte dort darauf achten, ob die Frühbehandlung den Biss UND ggf. auch die Zahnstellung korrigiert, und nicht nur, wie im konventionellen Betrieb öfters, „Dienst nach Vorschrift“ tut und den Patienten in eine reguläre (Bracketspangen-Einheitsgebiss-)Behandlung einfädeln soll.
Rastlose Grüße,
Rübezahl