Hallo Chris,
deine Leidensgeschichte ist typisch für den Bockmist, den viele Kieferorthopäden hier und heute verzapfen. Heute muss man Glück oder den richtigen Spürsinn haben, um an den richtigen zu geraten – was aber auch für andere Arten Ärzte gilt.
EIGENTLICH könnte man mit einer losen Spange in 1 Jahr prima einen Platzmangel beheben und einen Headgear überflüssig machen. Wenn sie z.B. so gebaut und zum Schrauben ist wie in untenstehenden Bildern (die sollen in
www.sanfte-zahnklammern.de/spangen/gera ... istea.html, wo eh ein größeres Update fällig ist – bald, hoffentlich).
Aber offenbar war deine lose Spange eine nichtsnutzige faule Attrappe. Das kommt öfters vor.
Schmerzen beim Headgear: was da weh tut, ist das zerquetschte Zahnhaltegewebe. Das kann wieder heilen, oder absterben. Ist es weg, dann wächst der Zahn im Knochen fest, und oft ist durch die Gewalteinwirkung auch seine
Wurzel verkürzt, d.h. von ihrem Ende her aufgelöst. Auf einem Röntgenbild, das wegen der Weisheitszähne vielleicht eh gemacht wurde, sollte das zu sehen sein.
Solche
festgewachsenen Backenzähne fallen nicht eher aus, sondern ihnen fehlt die stoßdämpfende Wirkung des Zahnhaltegewebes. Dadurch können sie
vorzeitig verschleißen. Ähnliches wurde bei Implantat-Zahnersatz beobachtet, der ja auch kein Haltegewebe hat. Daher sind solche Fake-Zähne mit Zahnspangen auch nicht zu bewegen. Außerdem ist es schwieriger, gute
Wurzelfüllungen in solche abgewurzelten Zähne zu legen. Sicher gibt es Spezialisten dafür (Endodontie ist das Suchwort), aber wenn das dann ganz auf Kasse gehen soll, viel Spaß beim Suchen. Zahnersatz wäre aber auch nicht billiger.
Weisheitszähne und Headgear: da der Headgear Backenzähne nach hinten zwingt, kann man die Weisheitszähne dann in aller Regel abschreiben!
Zahnspangen, die wirklich Platz für die Weisheitszähne gewinnen können, sofern sie früh genug zum Einsatz kommen, sind ganz im Gegenteil solche, bei denen die Backenzähne keine (Gegen-)Kräfte nach hinten erfahren: Funktionsregler nach Fränkel, Bimler, Kaukraft Kiefer-Former, Biobloc nach Mew, (Bionator eventuell), ...
Hier schon mal der Text zu diesen Bildern für Galerie A:
Platten mit frontalen Halteklammern statt Labialbogen: Dehnung, Distalisierung, Eckzahn-Hochstand
Um einen zu schmalen Kiefer oder eine Einengung der Seitenzähne mit einer Platte zu einer gesunden Situation zu entwickeln, braucht sie nicht nur Schrauben an den richtigen Stellen, sondern auch ausreichend Halt, um deren Kraft wirksam zu übertragen. Zusätzliche Halteelemente an Zähnen beiderseits der Schraub-Spalten verhindern, dass die Platte „aussteigt“, wenn man sie immer weiter schraubt, d.h. dass sie schlecht anliegt und ihre Wirkung zum Teil verpufft.
So zeigt das Mundfoto eine Eckzahn-Lückenöffnung und -Einordnung mit Halteklammern an 2ern und 4ern (vermutlich Y-Platte, s.u.) und mit Führungsdrähten, die die wachsenden Eckzähne an ihre Plätze lenken sollen.
Das nächste Foto zeigt eine sog. Dehnplatte mit zusätzlichen Halteklammern an den 2ern, die den Oberkiefer etwa 5 mm verbreitert hat, obwohl der Zahnwechsel schon fast abgeschlossen war.
Das s/w-Foto zeigt eine erfolgreiche Distalisierung eines aufgewanderten Seitenzahnsegments. Die Platte enthält auch noch eine unbenutzte Querdehnschraube. Zähne wandern nach vorzeitigem Milchzahnverlust oft auf, wie auch bei der unteren Foto-Serie: bei fast abgeschlossenem Zahnwechsel ist eine Eckzahn-Lücke auf 1/3 verengt, wobei jedoch der Milch-5er noch 2mm Platzreserve bereithält. Mit 2 Abstützungen an den Schneidezähnen hat die Platte mit ihrem Distal-Segment den Platz zurückgewonnen. Zwischendurch wurde sie unterfüttert, um ihre bündige Passform wiederherzustellen, die bei intensivem Schrauben oft nachlässt. Diese Behandlung wurde mit einem Aktivator zu Ende geführt, wobei mit Führungsspornen der wachsende Eckzahn und die aus Platz-Überschuss verdreht erscheinenden 4er und 5er eingeordnet wurden.
Keine Lobby vertritt diese bewährten Platten, wohingegen Hersteller für zahllose feste Distalisierungs-Apparaturen und für „Knochenpiercing“ namhafte Referenten gewinnen und auch Zahnärztekammern daran mitwirken, die längst keine Kurse mehr über aktive Platten veranstalten, wie sie es früher taten. So wird der unvollständigen Aufgeklärung über funktionierende Alternativen und der unnötigen Gefährdung oft minderjähriger Patienten der rote Teppich ausgerollt.