Gesunde Kieferorthopädie: zog Schweden die Konsequenzen?

Bei Anfragen wären folgende Angaben zur Person hilfreich:
A) Patient (Alter?)/ Eltern/ Lehrkräfte/ Zahnarzt / Zahntechniker/ Therapeuten o.ä.
B) Schon in Behandlung / Erst- bzw. Zweit-Behandlung suchend / unbetroffen interessiert o.ä.
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Gesunde Kieferorthopädie: zog Schweden die Konsequenzen?

Beitrag#1von ruebezahl » 21. Jun 2011 14:00

Liebe Leser,
eine engagierte Mutter, die sich im bracketverseuchten Amsterdam als Entwicklungshelferin für sanfte Kieferorthopädie betätigt, gab mir interessante Info von einer schwedischen Freundin weiter. Deren 9-jähriger Sohn nutzt eine aktive Platte mit Schraubern.
Während mir vor Jahren ein Dozent sagte, die würden in Skandinavien nur noch (Brackets) kleben, und ich Anfang der 90er Jahre in Dänemark Headgear-Pest sah, hat sich wohl einiges getan.
Denn laut dieser Familie ist „herausnehmbare“ Kieferorthopädie in den staatlichen Polikliniken von www.folktandvarden.se (Volkszahnwacht??) mittlerweile die Regel. Kinder mit noch reichlich Milchzähnen bekämen da auch nie feste Spangen.
Man könnte meinen, die Schweden hätten eine ähnliche Studie wie unsere lange http://portal.dimdi.de/de/hta/hta_beric ... cht_de.pdf gemacht, die keinen Langzeit-Gesundheitsnutzen fester Spangen nachweisen konnte (mit Herausnehmbaren wurde dabei nicht verglichen, denn zu denen gibt es kaum neuere Publikationen online, und die Risiken sind geringer). Und dann hätten sie daraus die Konsequenzen gezogen und die Bracket-Lobbyisten abblitzen lassen.
Nicht dass Länder mit starkem staatlichen Sektor filzfrei wären. Der Filz ist da bloß anders, z.B. hat die schwedische Nomenklatura der Bevölkerung Fluorid (Abfall der Aluminiumherstellung?) im Trinkwasser zwangsverordnet...
In der Wissenschaft haben Schweden allerdings den Ruf, saubere Statistik zu betreiben. Ich erinnere mich hier an an eine kleine Studie, die Kieferdehnungen mit Platte und mit fester Quadhelix verglich, samt unbehandelter (gesunder) Kontrollgruppe. Dort erwiesen sich Platten-Ergebnisse als stabiler (im Rahmen der begrenzten Probandenzahl).

Bracket-lastige KFO-Privatpraxen wird es in Skandinavien sicher geben. Viele Privatärzte hat z.B. Finnland, weil dessen Staatsmedizin zwar recht günstig ist, aber nicht-Akutes dort in Warteschlangen geht (oder Medizintourismus nach Estland).
Jener Anbieter schicker Kurse in Norwegen, z.B. zur Aufrüstung von Frühbehandlungen auf brutale GNE und Außenspange, mag dann auch eine Privatpraxis sein.
Haben sich die Volkszahnärzte an langfristig wirtschaftlichere Methoden zu halten?

Einige Mosaiksteinchen über diesen Teil Europas erscheinen nun in anderem Licht. Die Zugriffe auf meine Seite sind vielleicht nicht aus Desinteresse gering, sondern weil sie dort noch mit Herausnehmbaren Bescheid wissen?
Eine Bekannte beobachtete in einer norwegischen Ferienhaussiedlung, wie Kinder ihre Platten schraubten. 2002 in Oslo sah ich wenig feste Spangen, in Bergen dann leider einige mehr. Ziemlich bracketverseucht zeigte sich die (ansonsten nicht so rostfreie) Fähre nach Island samt ihrer Faröer-Mannschaft, und auf Island selbst zeigte ein kirchliches Plakat Bracket-Schleichwerbung an einem jungen Erwachsenen. Während ich mich hierzulande gelegentlich in Prospekten und auf Plakaten des Deutschen Jugendherbergswerks an Metallmündern von Schülern stoße.

Kürzlich fand ein erwachsener Norweger, der in Oslo Herausnehmbare für sich suchte, dort „für Erwachsene nur Invisalign“ - und demnach für Kinder nicht nur?
Soweit für diesmal,
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Gesunde Schulzahn-Kieferorthopädie in der Schweiz

Beitrag#2von ruebezahl » 23. Aug 2012 15:28

Liebe Leser,
auch in der generell kapitalistischen Schweiz, wo Zahnbehandlung generell privat zu versichern ist, gibt es schulzahnärztliche Behandlung staatlich.
Gerade erfuhr ich über einen Schüler in Zürich, dass er gegen Engstände aktive Platten zur rechten Zeit bekam und nun ein ordentliches Gebiss hat. Diese Platten waren also zur Vollkorrektur ausgelegt und nicht zur Arbeitsbeschaffung.
Während im profitorientierten Sektor Abzocke und risikoträchtige Methoden auch in der Schweiz nicht selten sind, orientiert sich dieser staatlich getragene Sektor wohl ebenso am Vorbeugungsprinzip und an risikoarmen Methoden wie im vorgenannten Schweden.

Nebenbei sah ich auch eine Sammlung gebrauchter Platten (vorherrschende Farbe: Grün) zur Kinderbehandlung, von denen viele 1 bis 3 Schrauben gegen Engstände hatten. Einige hatten sogar noch 1 oder 2 Einzelzahnschrauben zusätzlich, Frontfedern oder gekreuzte Fingerfedern vorn. Diese sind praktisch gegen lückig stehende 1er: beim Weiterdrehen der Dehnschraube ziehen sie sich schön langsam enger.

Soweit für diesmal,
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Staatsmedizin: fehlt in Schweden der Evolulutionsdruck?

Beitrag#3von ruebezahl » 29. Okt 2012 15:19

Liebe Aktive!
Die von Gesundheitssystem-Kritikern bisweilen gelobte Staatsmedizin hat auch seine Kehrseite, wie mir aus Schweden nun von einem Erwachsenen bestätigt wurde.
Mit einem Fehlbiss, der bei ihm in Schweden zwar im Kindesalter erkannt, aber nicht behandelt wurde, sitzt er dort nun zwischen den Stühlen.
Bei der eingangs genannten „Volkszahnwacht“ bekam er bis auf eine Knirscherschiene keine Hilfe. Ihr Angebot weist aber sicherlich regionale Unterschiede auf.
Anbieter ganzheitlicher Kieferorthopädie findet er dort keine, und für Invisalign werden horrende Preise verlangt (wobei es in seinen Fall sowieso wenig geeignet wäre).

Den Behandlungsmethoden mangelt es an Artenvielfalt. Gegen vielerlei Beschwerden wird z.B. billiges Cortison gespritzt, und jenseits der Akutversorgung, die gut ist, sieht er Ähnlichkeiten mit der früheren UdSSR und dem heutigen Russland: wer sich keine teure Privatbehandlung leisten kann, muss sich bescheiden (oder, soweit möglich, selber helfen).

Weitere Auslands-Meldungen:
In Spanien wird sogar für rohes Zähneziehen abgezockt.
In Frankreich und in der Schweiz finden sich, wie bei uns auch, unterschiedlich bracketverseuchte Gegenden.
In Frankreich soll es nur 1/10 soviel Krankenkassen-Mitarbeiter geben wie bei uns. Dort hängt von einzelnen Personen ab, die für die Kieferorthopädie in einem Gebiet zuständig sind, ob die Kasse sanfte Kieferorthopädie zahlt oder nicht. Manche müssen dann 200 km fahren, um funktionskieferorthopädische Behandlung zu erhalten (Fahrgemeinschaften...).

Allmählich gewinne ich den Eindruck, dass Deutschland vergleichsweise viel ganzheitliche Kieferorthopädie bietet.

Frühwinterliche Grüße,
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