Werte Leser,
seit 2010 gibt es das Sortiment der bei mir erhältlichen Kaukraft Kiefer-Former (K3Fs) http://www.sanfte-zahnklammern.de/k3f/k3f.html in 2 Materialien: zum bewährten, weichem Positioner-Silikon kam das härtere, dauerhaftere Ivocap-Elastomer hinzu.
Mitte 2017 hatte das herstellende Zahnlabor aber wieder mit starker Blasenbildung in den Ivocap-K3Fs zu kämpfen. An ihrer dicksten Stelle waren sie quasi grob geschäumt. Man stellte dessen Haupteinsatzgebiet auf ein ganz anderes Material und Verfahren um, das sich für K3Fs nicht anwenden ließ, und beendete die Ivocap-Verarbeitung.
Das hieß für mein K3F-Sortiment, ein anderes Labor zu finden, das die härteren K3Fs entweder aus diesem bewährten Material oder aus einem anderen dentalen Elastomer passender Härte herstellen konnte. Und das möglichst in gleicher Preislage - woran einige Versuche scheiterten.
Ein Anbieter, der sporadisch das häufigere, unelastische Ivocap-SR verarbeitet, versuchte es mit dem Elastomer. Leider mit fortwährender heftiger Blasenbildung. Zudem erwies sich das reaktive Gemisch dort als zu dünnflüssig, um hinreichend in der Gussform zu bleiben.
Warum klappt nicht mehr, was früher geklappt hat: K3Fs aus Ivocap-Elastomer machen?
Offenbar entwickelt es beim Aushärten mehr Hitze als das stärker verbreitete Ivocap-SR, in dem auch schon Bläschen beobachtet wurden. Und bei K3Fs ist das Material stellenweise viel dicker als bei elastischen Schienen. Mal reicht dort der Wärme-Abtransport, mal reicht er nicht: der reinste Schmetterlingseffekt!
Andere Materialien:
Während es kein härteres Positioner-Silikon zu geben scheint, bezeichnet „hartelastisch“ auch noch härtere Kunststoffe, die für Beißschienen zu hart sind. Ihre Anwendung liegt in flexiblen, provisorischen oder langfristigen Teilprothesen, die dann oft ohne Metall auskommen.
Dank https://www.muffel-forum.de/foren/kunststoffe fand ich schließlich das Material Flexidy-80 von Quattroti (Italien), und einen deutschen Lieferanten dafür. Das ist Ethylen-Vinylacetat-Copolymer (EVA), ein bekannter, weichmacherfreier Ersatz für PVC, nicht nur in medizinischen Produkten.
Dental wird es auch in Tiefziehtechnik für Schienen und Sportmundschutz verwendet, aber die 3-dimensionalen K3Fs lassen sich so nicht machen. Sondern dafür ist Spritzguss angesagt, und schleißlich fand ich ein vielseitig versiertes Zahnlabor dafür - im insgesamt 8. Versuch!
Die Flexidy-K3Fs sind nicht ganz so hart wie die vorher die Ivocaps.
Und leider nicht mehr bunt. Dies ist nicht der erste Hersteller, der mal farbig hatte und nun nur noch farblos. Das Ivocap-Elastomer ließ sich beim Zusammenmischen seiner Komponenten färben, während bei Flexidy die Maschine Pellets aufschmilzt und in die Form drückt.
In der Handhabung der K3Fs bringt dies eine wichtige Änderung gegenüber Ivocap und Silikon: diese Materialien polymerisieren reaktiv aus 2 Komponenten zu einem formstabilen Produkt, das in kochendem Wasser sterilisiert werden kann. Flexidy ist hingegen schmelzbar, und seine Verarbeitungs-Temperatur ist mit 160°C relativ gering.
Daher sollten Flexidy-K3Fs nur mit warmem Wasser gereinigt werden, nicht mit heißem. Konkret bei maximal 50°C. Schon bei 60°C leiden Form und Oberflächenglätte.
Ich vermute, dass auch die ganzheitlichen „ACOM“ Kiefer-Former auf dieser italienischen Plattform aus diesem Material bestehen: http://metodomontorsi.it/en/ mit eindrucksvollen Fallbeispielen.
Gut kau,
Rübezahl