Werte Gemeinde!
Innerhalb weniger Tage bekam ich 2 Adressen-Anfragen für Zweitbehandlungen, deren Vorgeschichte eine
Frühbehandlung mit Brutalmethoden war, weil deren
Ergebnis nicht stabil geblieben war:
-- Saarland: im Alter von 5 mit Platte begonnen, die (absichtlich?) minderwirksam gewesen sein muss, denn dann mit Gaumennahtsprengung (GNE) und Delaire-Maske fortgesetzt. Frühbehandlung nach längerer Zeit mit nicht optimalem Ergebnis (Kopfbiss) beendet, danach wieder schlechter geworden. Für sanftere Methoden hatten diese Leute damals nur einen teuren Privatanbieter gefunden.
-- Raum Würzburg: wegen einseitigem Kreuzbiss GNE vor 1.5 Jahren, da war der Patient erst am Ende der 1. Schulklasse! Dann entwickelte er einen Vorbiss, dem damaligem Behandler fällt dazu nur „Delaire-Maske“ ein (was sonst), während eine andere vor Ort dem jetzt 9-Jährigen schon eine Bracketspange einbauen wollte, trotz noch etlicher Milchzähne.
Solche Fälle führen vor Augen, dass diese harten Methoden, die sich ausbreiten, weil sie eine Fehlstellung „zuverlässig“ schnell beseitigen, im Nachhinein nachlässig sind.
Denn
Weichgewebe formt Hartgewebe, aber die Gesundung der Muskelfunktionen des Mundraums wird durch Brachial-Methoden eher behindert als gefördert, wohingegen z.B. der bewährte Funktionsregler aus gutem Grund so heißt.
Auch das Tragezeit-freundlichere Turiner FGB-Gerät vermag einseitigen Kreuzbiss nicht nur zu beheben, sondern Bracco et al. konnten überdies mit Messungen zeigen, (siehe
FKO-Galerie und deren Quellen), dass es
Kau-Bewegungsmuster normalisiert, die zuvor Kreuzbiss-bedingt abwichen. Sie verglichen dies mit den Befunden eines Autors, der nur
mit o.g. Brutalmethoden therapierte und danach
keine Gesundung der abweichenden Bewegungsmuster fand.
Im Anschluss an harte Methoden dann die bewährten FKO-Geräte zur Retention zu verwenden (siehe oben), mag im Hinblick auf die Ergebnis-Stabilität zwar einen Kompromiss darstellen.
Aber um zügig ein Erst-Ergebnis zu erzielen, das dann noch zu stabilisieren ist, stehen auch weniger harte, herausnehmbare Zahnspangen-Arten zur Verfügung.
Z.B. Federdehnschrauben für Dehnplatten,
sowie Rückschubdoppelplatten (Sander-III, siehe oben) gegen Progenie, die nicht nur mit Dehn-, sondern auch mit 3-Wege-Schrauben (Bertoni) kombiniert werden können.Leider steht hinter diesen Bauformen längst nicht so eine Vermarktungs-Kraft wie hinter dem globalen Bracket-Business, in dem Außenspangen, GNE und Co. Peripherie-Geräte sind.
Zudem ist mit Dehnplatten Überdehnung möglich („Überdosierung“). In dieser Hinsicht ist Funktionskieferorthopädie (FKO) zwar langsamer, aber dafür betriebssicherer. Sie ist ein Wissensschatz der Erfahrungsmedizin, und es bleibt zu hoffen, dass es kritische, aufgeschlossene Staaten gibt, die dieses Wissen lebendig halten. Wenn ihnen an wirtschaftlicher und nachhaltiger Medizin gelegen ist, und wenn Zeit und handwerkliche Arbeit billig sind ...
Manche Tiger- oder Bananen-Staaten bieten kieferorthopädisch nur noch (Zähnezieh-)Schrott, wie ich von Deutschen weiß, die es dorthin verschlagen hat. In manchen Industrie-Staaten sind richtig ganzheitliche Kieferorthopäden rar und teuer.
Aber bei Ländern, die eigene medizinische Traditionen pflegen, bleibt Hoffnung...
Rohe Ostern,
Rübezahl