EIN VORWORT, 10.5 JAHRE SPÄTER (30.08.2019)
Ein Jahrzehnt ist seit dem unten folgenden Originaltext vergangen. Die Bevölkerungsentwicklung, und die Verschiebung ihrer Lebensbedingungen und Prioritäten, haben auch die Angebote zur Mundgesundheit und zur Kieferorthopädie verschoben.
Erwachsenen-Kieferorthopädie
ist ein tragendes Standbein vieler kieferorthopädischer Fachpraxen
geworden, je nach deren Standort und Ausrichtung.
Kieferorthopädie
im Sortiment von Allgemein- oder Familienzahnärzten umfasst in
Großstädten vor allem Behandlungen mit Aligner-Schienen
(„unsichtbare Zahnspange“, manchmal der Rubrik „Ästhetik“
zugeordnet).
Die Aligner-Vielfalt, die sich entwickelt hat, ist
primär für das bleibende Gebiss gedacht.
Sie hat den festen
Bracket-Spangen Marktanteile abgenommen, obwohl es Aligner noch nicht
als Kassenleistung gibt. Denn die bezieht sich auch nur auf
Minderjährige.
Der erhebliche Druck, den Kieferorthopäden in den
00er-Jahren auf Eltern ausübten, um deren Kindern feste Spangen
einzubauen, scheint mancherorts jedenfalls nachgelassen zu haben.
Welche
der zahlreichen Aligner-Anbieter ich empfehlenswert halte, unterliegt
stetigem Wandel, siehe in der Linkliste.
Leider
hat die Anwendung fest eingeklebter Retainer-Drähte
(Permanent-Retainer, Dauerretainer) zugenommen, ob nach
Bracket-Spangen oder Alignern, und oft sogar doppelt mit
Kleberetainer und Retentionsschiene. Sind beide für sich allein
unzulänglich? Oder sind die zu fixierenden Behandlungsergebnisse
heute so labil, oder die Zahnhaltegewebe heutiger Patienten? Früher
genügte es, eine herausnehmbare Platten-Spange zur Retention über 2
bis 3 Jahre auszuschleichen.
Praxisinhaber
wechseln, und eine alte Generation von Kieferorthopäden und
Schwerpunkt-Zahnärzten, die gründlich in Kinder-Behandlung mit
aktiven Platten und Funktionskieferorthopädie (FKO) ausgebildet
wurden, entschwindet in Pension.
Kurse zu festen Spangen,
häufig von Herstellern spezieller Brackets zur zahnärztlichen
Fortbildung veranstaltet, lassen bei vielen Teilnehmern eindampfen,
was sie vorher noch mit losen Spangen anboten. Fortan gibt es sie bei
ihnen dann nur noch zur Frühbehandlung und / oder für
Bagatellfälle.
Keine Entwarnung gibt es daher leider auch auf dem Gebiet der kieferorthopädischen Frühbehandlung von Progenie (Vorbiss) und von seitlichem Kreuzbiss. Außenspangen (Delaire-Maske) und Gaumennaht-Sprengung (GNE), beides unnötig harte und riskante Methoden, werden hier ungehemmt verbreitet. Sie verdrängen, was früher funktionierte. Oder sollen auch Kinder, deren Behandlung unprofitabel-langwierig werden kann, damit vergrault werden?
Technisch längst nicht ausgereizt sind bei uns hingegen konfektionierte Trainer (weiche Schienen-Aktivatoren, z.B. Kaukraft Kiefer-Former, siehe unten). Sie stellen geringe Ansprüche an die tägliche Tragezeit, sind unzerbrechlich und an sich kostengünstig. Auch eignen sie sich, anders als Aligner, von ihrer Funktion gut zur Wachstumsförderung und Kinder-Behandlung. Beide Methoden könnten sich zu einem modernen Behandlungskonzept ergänzen, das die Risiken fester Spangen vermeidet.
Zu Recht unbeliebt geworden ist es, für kieferorthopädische Behandlungen gesunde (Prämolaren-)Zähne zu ziehen. Die Häufigkeit von Folgebeschwerden nach solchen Behandlungen ist wohl nicht mehr zu leugnen. Aber es gilt aufzupassen, wie in solchen Fällen stattdessen behandelt wird: bevorzugt früh und mit Wachstumsnutzung? Oder aber mit festen Spangen, die hintere Zähne in die Weisheitszahnregion zwingen? Begrenzte Platzbeschaffung, aber keine Bisskorrektur, ist außerdem möglich, indem man Zähne schmaler schleift - eine bei Aligner-Behandlungen verbreitete Vorgehensweise.
Wiederholt bemängeln auch Behörden, dass der langfristige Gesundheitsnutzen kieferothopädischer Behandlungen zu unklar sei, angesichts der Summen, die Krankenversicherungen trotz Sparmaßnahmen dafür ausgeben.
Aber ein solcher Nutzen ist schwer zu erfassen. Hochschulen oder Gesundheits-Institutionen bräuchten staatliche Mittel für Langzeitstudien, und unbehandelte Kontrollgruppen mit sonst gleicher Lebensweise müssten einbezogen werden.
Durch das Indikationsgruppen-Gesetz (KIG) wurde ein Großteil der Frühbehandlungen und 20% der Behandlungen von 10- bis 16-Jährigen gestrichen. Trotzdem gaben die Kassen (2017 oder 2018) nur 5% weniger für Kieferorthopädie aus als 2001.
Eine feste Bracket-Spange steigert die Kosten einer Behandlung auf das Doppelte bis Dreifache, und nicht nur in vielen Praxen sind Spezialisten am Werk, sondern auch die Gutachter mancher Krankenversicherungen schmettern sparsame Behandlungspläne ab.
DER ALTE TEXT VON JANUAR 2009:
Die
VARIANTEN der KIEFERORTHOPÄDIE heute (1) – (5)
Oft
wird bei Kindern wertvolle Zeit
vertrödelt! Die derzeitigen Kassen-Regelungen fördern dies noch,
besonders, wenn „nur“ Engstand besteht. Dabei wäre eine Zahn-
oder Kiefer-Korrektur mit Nutzung des Wachstums einfacher, billiger
und weniger belastend, wenn sie früh erfolgt.
(1)
HEUTE SELTEN GEWORDEN
ist die millionenfach bewährte Nutzung der Phase des
Seitenzahnwechsels zur kompletten Behandlung mit herausnehmbaren
Spangen, die
Vollversionen
sind. Das heißt,
die nach Bedarf Platz gewinnen und Zähne einordnen können. Oder
auch Lücken schließen können, was seltener gebraucht wird. In dem
Sinne, PLATZANWEISER
STATT PLATZHALTER
(Fallbeispiele-Kapitel).
In diesem Alter sind Kinder auch noch williger, Zahnspangen
regelmäßig zu tragen, und können sie dann meist nach Abschluss des
Zahnwechsels bald „abtrainieren“. Diese sogenannte
Retentionsphase
ist zur
Stabilierung der korrigierten Zahnstellung längere Zeit nötig,
abgesehen von Sonderfällen, die sich selbst stabilisieren, oder von
ganzheitlichen Behandlungsmethoden, die auf gesunde
Mundraum-Funktionen abzielen.
STATTDESSEN
wird
heute oft bis
zum Ende des Zahnwechsels „Zeit
geschunden“,
um dann für 2 bis 3 Jahre (!) eine feste Spange einzubauen. Dabei
ist anzunehmen, dass die Zähne und ihre Haltegewebe währenddessen
mehrfach schneller altern.
Diese dominante Behandlungsmethode
wurde zu wohlhabenderen Zeiten etabliert, ist nun aber für
Kassenpatienten kaum noch zuzahlungsfrei zu haben.
Für kleinere
Kinder schimmert
ein skandalöser
Trend in
einem neuen Hersteller-Kurs über Frühbehandlung durch:
„frühzeitiges Zähneziehen kann ein Segen sein.“ In ferner
Vergangenheit, als es Zahnspangen nur aus teurem Edelmetall gab,
wurde empfohlen, Kindern bei Engstand Zähne zu ziehen.
Als
ich vor Jahren
mit 4 etwa 14-jährigen englischen Schülern ein Zugabteil teilte,
konnte ich in die Zukunft sehen: 2
von ihnen hatten Bracket-Spangen, und die anderen 2 hatten sichtlich
schiefe Zähne, der eine sogar einen sagenhaft omegaförmig
gewachsenen Oberkiefer.
Diese Zukunft kommt nun auch auf den
deutschsprachigen Raum herab: es
gibt entweder teuer, oder nichts Gescheites (sondern
z.B. Kindern Zähne ziehen). Zudem gibt es Murks in jeder Preislage.
Schon
bei 10- bis 11-jährigen oder noch jüngeren Kindern, wenn sie große
Zähne haben, wird oft auf eine Nutzung des Wachstums verzichtet,
obwohl sie noch aussichtsreich wäre. Stattdessen zieht man bis zu 4
gesunde neue Zähne, was in über 60% dieser Fälle unnötig wäre.
Danach deformieren feste Spangen die Zahnbögen oft zu einem spitzen
„Mäuschengebiss“ mit „zuviel Mund drumherum“, was
auch den Raum für die Zunge und die Nasen-Atemwege einengt und die
Stützzonen für die Bisslage verkleinert, wodurch das Risiko für
Kiefergelenksbeschwerden steigt.
Hersteller, die spezielle
Brackets mit „weniger Extraktionsfälle“ anpreisen, geben damit
umgekehrt zu, dass für normale Bracketbehandlung unnötig Zähne
gezogen werden!
Zur Blütezeit der herausnehmbaren Spangen war
Zähneziehen seltener und führte durch den starren Körper dieser
Spangen nicht zu solchen Spitzkiefern.
Im
Durchschnitt ziehen Allround-Zahnärzte,
die sich auch kieferorthopädisch betätigen,
dazu weniger Zähne, als es die Fach-Kieferorthopäden für ihre
Behandlungen veranlassen. Denn die Generalisten treiben bei anderen
Patienten viel Aufwand, um Zähne zu retten. Leider werden sie, außer
in unterversorgten Gebieten, von den Spezialisten aus der
Kieferorthopädie herausgedrängt.
Mir haben auch schon mehrfach
Zahnärzte gesagt, wie wenig Kieferorthopädie sie heute an den Unis
lernen. So als ob die Fachzunft verhindern wollte, dass ihr
Generalisten Patienten wegschnappen, oder dass sie Skrupel
haben, gesunde Zähne zu ziehen.
Die
Zurückentwicklung unserer
individuellen, handwerklichen „zwanglosen Zahnspangen“ zur
Zahnkorrektur lässt sich in
4 Stadien (2) – (5) einteilen,
siehe auch im
sanfte-zahnklammern.de/downloads/folien1/fo15_rueckentw.pdf
(2)
Ihre Ergebnisse waren
„nicht mehr schön genug“, so dass routinemäßig noch etwa 1
Jahr feste Spange zur sog. „Feineinstellung“
folgte.
(3)
Das Platzdefizit
ausmessen und das Wachstum z.B. mit
Dehnplatten anregen,
wobei aber auf die zugleich mögliche Vollkorrektur (1) verzichtet
wird. Solche (verstellbaren) Spangen sind als Sparversionen
bloß Teil einer teureren
Behandlung mit folgender fester Spange für längere Zeit.
(4)
Starre, nicht mehr
verstellbare Platzhalter-Spangen
erhalten lediglich den Platz-Überschuss noch vorhandener
Milch-Backenzähne. Die Milch-4er und -5er nehmen zusammen pro Seite
nämlich etwa 3 mm mehr Platz ein als ihre Nachfolger - ob der nun
reicht oder nicht.
(5)
Keine herausnehmbaren
Spangen mehr. Entweder einfach
zuwarten, und dann eventuell
gesunde
neue Zähne ziehen, oder Teile
mit Funktionen wie (3) oder (4) fest
einbauen, die
meist beim Kauen und Sprechen
stören – OHNE die Möglichkeit, sie bei Bedarf abzulegen! Z.B.
Lingualbogen, Gaumenbügel, Quadhelix oder Gaumennaht-Sprengung zum
Kiefer verbreitern, oder Halter für einen Headgear zum Zurückzwingen
der hinteren Zähne, „Das
kann Zähneziehen vermeiden!“
Aber dass richtige herausnehmbare Spangen das auch könnten, wird
verschwiegen.
Nun
drängen auch
noch Knochenschrauben (Mini-Pins, Gaumen-Implantate, skelettale
Verankerung) in den Markt des Feste-Spangen-Zubehörs! Dieses
„Knochen-Piercing“ birgt die Gefahr hartnäckiger Entzündungen.
Dabei soll es festen Spangen bloß Haltefunktionen hinzufügen, die
herausnehmbaren Spangen gefahrlos innewohnen.
Wie andere harte Methoden
auch, wurde dies zuerst für Problemfälle eingeführt, dann für
Jugendliche und Erwachsene und dann im regulären Behandlungsalter.
Einzelne Behandler tun sich gar pionierhaft hervor, indem sie schon
kleinen Kindern als Frühbehandlung Gaumennahtsprengungen,
Herbstscharniere oder eben diese durch das Fleisch gedrehten
Schrauben antun.
Im
allgemeinen werden die Opfer oder ihre Eltern dabei nicht
ausreichend über Alternativen aufgeklärt,
so dass ihre Zustimmung zu der invasiven Prozedur ungültig, und die
Behandlung damit Körperverletzung wäre.
Bei der
Gaumennahtsprengung
wird im Extremfall schon 4-Jährigen mit einer Art unter dem Gaumen
eingebauten Miniatur-Schraubstock verdeckt die Gaumennaht gesprengt,
euphemistisch „Kiefer weiten“, „Gaumenspalte dehnen“ oder
„Schnelldehnung“ genannt (siehe GNE-Aufklärungsblatt
und Alternativen-Kapitel).
Anschließend muss das zerrissene Hartgewebe mehrere Monate
verheilen, was die anfängliche Schnelligkeit wieder zunichte macht.
Für die Kinder eine Tortur, für die Behandler mehr
Planungssicherheit als bei herausnehmbaren Spangen, um eine
vordefinierte Kiefer-Verbreiterung zu erzielen.
WAS
KOMMT NACH festen Einbauten, die bereits im Wechselgebiss erfolgten?
Damit die Kiefer verbreitert, oder die hinteren Zähne hinten
bleiben? Die Befestigungsringe (Molarenbänder) dieser Teile an den
Backenzähnen sind die erste
Baustufe der geplanten Bracket-Spange – und jahrelange
Kariesfallen! Überraschungsangriffe mit belastenden
Fertigteilen wie z.B. Kau-Sperren (drohen bei Deckbiss) oder
seltener Spikes (= Stacheln, gegen falsche Zungenfunktionen) sind
außerdem möglich.
Mit
einer festen Spange stellt der Behandler einen Fuß in die Tür.
Treten dann Probleme auf, wird ein Wechsel oder Abbruch schwer.
Behandlungen können langgezogen werden, und Risiken
von Karies, Entzündungen, Wurzelschäden, Haltungsschäden und
psychischer Erfahrung von Gewalt im Mundraum werden Minderjährigen
auferlegt. Zumindest gegen die dentalen künstlich geschaffenen
Risiken werden technische Gegenmaßnahmen oft im Paket vermarktet,
z.B. Fluoridierung, Zahnversiegelung, professionelle Zahnreinigung
und kraftbegrenzende Spezialdrähte aus Nickel-Titan. Da dies keine
Kassenleistung ist, werden zunehmende Zuzahlungen verlangt.
EIGENSCHAFTEN FESTER UND
HERAUSNEHMBARER („Loser“) SPANGEN
für
die Betroffenen:
a)
Feste Spangen machen häufig Schmerzen,
besonders beim Essen, und manchmal tagelang
nach jedem Nachspannen vom neuem. Schmerzen sind ein Warnsignal, das
man nicht betäuben sollte. Sie zeigen hier Quetschungen
des Zahnhaltegewebes an. Die können
wieder heilen, oder auch nicht. Dann freuen sich später die
Zahnersatz-Hersteller.
b)
Zähneputzen mit
fester Spange ist zeitaufwändig und
schwierig, und braucht meist Spezialzahnbürsten und zusätzliche
Hilfsmittel. Noch kritischer ist dieser Aspekt für Menschen
mit Behinderungen, mit schlechter
Zahnsubstanz oder mit hoher Kariesbakterien-Konzentration.
c)
Häufig werden für feste Spangen vorgeformte Fertigdrähte in
Einheitsgröße verwendet, die die Zahnreihen in eine Einheitsform
zwingen („Schaufensterpuppen-Gebiss“), die ästhetisch und
funktionell nicht unbedingt zum Kopf des Patienten passt.
Bezeichnend
ist, dass für die Retention (s.o.) nun auch für Kinder und
Jugendliche zunehmend Kleberetainer
bevorzugt werden. Das sind hinter die Schneide- und Eckzähne
geklebte Drähtchen zum langjährigen Verbleib (keine
Kassenleistung). Damit lässt sich eine künstlich geschaffene,
instabile Zahnstellung aufrecht erhalten.
Die Ergebnisse einer
körperverträglich langsamen Behandlung mit herausnehmbaren Spangen
wären stabiler. Mit selteneren Terminen und moderaten täglichen
Tragezeiten wäre sie auch nicht zeit- und kostenaufwändiger als
eine schnell durchgepeitschte Behandlung. Aber obwohl es
ärztlicherseits durchaus möglich wäre, langsame Behandlungen
abzurechnen, lockt das schnellere Geld.
d)
Während herausnehmbare Spangen bei sachgemäßer Handhabung bloß
bei Materialfehlern kaputtgehen, können von festen Spangen beim
Verzehr harter oder knuspriger Lebensmittel Brackets abgehen. Ihr
Wiederankleben ist oft eilig (Notfall-Stress!)
und,
von kulanten Ausnahmen abgesehen, selbst zu zahlen.
Zwar
kommt auch vor, dass Kinder lose Spangen verlieren oder kaputtgehen
lassen. Aber sind sie mit ihren Geldbörsen, technischen Geräten,
Brillen usw. genauso schlampig? Das müsste doch zu lernen sein?
e)
Bei manchen Sportarten
wie z.B. Fußball oder Judo drohen durch feste Spangen
Mundverletzungen. Beim Spielen von Blechblasinstrumenten
drücken
sie sich ins Fleisch.
Dafür
gibt es zwar Zahnspangen-Schützer. Aber auch die sind Extra-Aufwand,
der bei herausnehmbaren Spangen überflüssig wäre! Statt der Dose
mit dem Schützer ginge dann die Dose für die Spange mit zum Sport-
oder Musik-Unterricht. Angesehen davon, dass es in rechtzeitigen
Fällen meist reicht, die Spange 15/24h
zu tragen. Einigen speziellen Arten (Kaugummi-Effekt, siehe
Zahnspangen-Galerie B, Fallbeispiele und Kaukraft
Kiefer-Former) genügt sogar noch
weniger.
f)
(Un)Kontrollierte Kräfte: Marketing
mit Halbwahrheiten und falschen Behauptungen:
Am
Zahnhaltegewebe, dessen Stoffwechsel die Zahnkorrektur erst
ermöglicht (ein Implantat oder ein im Knochen festgewachsener Zahn
ist nicht zu bewegen), wirkt genaugenommen
Druck = Kraft pro Fläche. Die
Fläche ergibt sich dabei aus dem Wurzellängsschnitt quer zur
Kraftrichtung. Sie wäre nur mit großem Aufwand für jeden Zahn, auf
den die feste Spange Kraft ausübt, exakt zu bestimmen. Insofern ist
alles Werbegewäsch von exakt dosierten Kräften moderner, teuer
fester Spangen Augenwischerei im
Hinblick auf das, was tatsächlich am Zahnhaltegewebe einwirkt!
Zu
hohe Drücke dort machen sich durch Schmerzen
bemerkbar, und der Vorteil ALLER herausnehmbarer Spangen gegenüber
festen ist, dass man
sie bei Schmerzen oder wenn ein Fehler vermutet wird ablegen kann.
Sozusagen der
NOT-AUS-Knopf, der allen festen Spangen fehlt.
Schäden drohen bei Schrauber-Spangen nur bei Fehlbedienung: mehr
schrauben als tragen, oder als das Wachstum mitkommt - ähnlich einer
Überdosierung bei Medikamenten.
Einst traf ich eine 80-jährige
Dame, die vollzählige Zähne in gutem Zustand hatte. Als Kind hatte
sie eine herausnehmbare Platte getragen, mitsamt Aufdehnen per
Schraube.
Dennoch wiederholen gestandene Kieferorthopäden
inbrünstig, dass man mit Schrauber-Platten alles kaputt mache. Und
dass stattdessen, je nach Werbequelle, nur die feste Quadhelix oder
verletzende Gaumennahtsprengung Kindern den Kiefer ordentlich
verbreitern könnte.
Einer behauptete
felsenfest, dass die starren Schrauber-Platten pro Weiterstellen um
schädliche 0,25 mm verstellt würden, und wie modern dagegen doch
seine festen Spangen seien.
Versuch
einer Deutung: ein amerikanischer
Bracket-Vertreter hat stolz die Gewindehöhe europäischer Schrauben
aus dem Internet gegraben, nämlich 1,0 mm bei Industrieschrauben,
und dann messerscharf geschlossen, dass die übliche
Zahnspangenschrauben-Vierteldrehung 0,25 mm ergibt. Hätte er in die
Kataloge für Zahnspangenschrauben weitergesucht, dann hätte er
gemerkt, dass sie Feingewinde mit 0,4 oder 0,35 mm Gewindehöhe
haben. Das ergibt körperverträgliche 0,1 mm pro Vierteldrehung und
Kieferseite.
SO
werden bewährte Methoden abserviert. Mit neueren wissenschaftlichen
Erkenntnissen haben
solche Schmutzkampagnen
nichts
zu tun!
g)
Auch
Crozat-Spangen, die besonders
hygienisch sind und sich daher besonders für Erwachsene mit
geschädigtem Zahnfleisch und zur präprothetischen Kieferorthopädie
eignen, werden miesgemacht, um
auch ganzheitliche Kieferorthopäden für teure Bracket-Spangen zu
begeistern. Auch Crozat-Spangen werden unkontrollierbare Kräfte
unterstellt, obwohl der Druck, der letztlich zählt (s.o.), von
festen Spangen
nicht wohldosierter ist als von Crozat-Federn, die von einem
erfahrenen Behandler eingestellt wurden. Bei der original
Crozat-Technik sollen geringe, punktuelle Kräfte nicht formen,
sondern den Weg zur Selbstheilung ebnen.
Wieder zeigt sich, dass
hinter den Bracket-Spangen große
Firmen mit Vertreter-Scharen und Kursangeboten stehen,
aber hinter alten handwerklichen Techniken nicht. Bracket-Werber
haben sogar schon behauptet,
jedes
verwendete
Crozat-Lötmaterial setze im Mund Schwermetalle frei! Aber wo ist in
Europa die dümmste anzunehmende Hilfskraft, die Crozats mit billigem
Elektronik-Lötzinn lötet? Außerdem kann man Crozats heute auch
schweißen.
Letztes
Update: 06.01.2009 (Vorwort 30.08.2019)
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