Letztes
Update dieses Kapitels: 08.03.2022
Hier
als pdf Druckversion (0,12
MB pdf, 2
Seiten)
Man
weiß nie vorher, wie schlimm eine GNE (Schnelldehnung,
Kieferweitung) verlaufen kann, wie z.B.:
9-Jähriger schlingt sein Essen nur noch herunter und bekommt davon Magenentzündung (Gastritis), weil er mit der GNE-Apparatur nicht mehr richtig kauen kann.
Oder die GNE führte bei 4- bis 8-Jährigen auch zur psychischen Traumatisierung und Zahnarzt-Angst. Es ist ein Unterschied, ob ein Kind mit 4 Jahren, mit 7, mit 10, ein Teenager oder ein Erwachsener mit diesen aufgezwungenen Schmerzen und der Behinderung beim Essen fertig werden muss. Siehe dazu auch die Opfer-Berichte im Alternativen-Kapitel.
Die Gaumennahterweiterung (GNE) bei Kindern ist brutale Verwertungslogik, die skrupellosen Behandler/-innen 2- bis 3-fachen Profit verschafft.
Die
Nebenwirkungen, z.B. dass eine Gaumennahtsprengung die Nase
verbreitert, werden
den Eltern oft
verschwiegen. Später
leiden manche Patienten unter ihren breiten Nasen. Dies ist
Verletzung der ärztlichen Aufklärungspflicht, ebenso wie das
Verschweigen bewährter Alternativen.
Solche Behandlungen wären
dann Körperverletzung!
Auch
bei komplikationslosem Verlauf der GNE bleibt viel Essen unter der
Apparatur (Hyrax, Gaumennaht-Sprengplatte) hängen, und die
Mundhygiene ist erschwert.
Längst wurde auf Lehrgängen und
Kongressen, in Fachpublikationen und von Fachgesellschaften auch die
Delaire-Maske (Gesichtsmaske, oft one-size-for-all mit
„Schielstange“, siehe Foto) zur Frühbehandlung propagiert.
Mögliche Folgen, kombiniert mit GNE: Breitnase, Oberlippe passt
nicht richtig über die Zähne, und „wenn sie lacht sieht sie von
der Seite aus wie ein Pferd“.
In Studien wurden Kinderversuche durchgeführt, um verschiedene GNE-Schraubgeschwindigkeiten zu vergleichen. Laien wird die frühe Gaumennaht-Erweiterung, sogar schon im Milchgebiss, samt wochenlanger Schmerzen z.B. im Kieferorthopädie-Ratgeber der Stiftung Warentest (2009) nahegebracht.
Kaltblütiges
medizinisches Auspressen von Kindern
wird hier
zur
Routine.
Für
Außenspangen werden sie oft
mit
der Drohung einer Kiefer-OP eingeschüchtert.
Dagegen führen rechtzeitige aktive Platten oder Doppelkiefer-Spangen oft schon bei einer Tragezeit-Vorgabe von 15/24 h zum Erfolg. Dynamische Kaugummieffekt-Spangen kommen mit noch weniger aus (Ganztagsschul-tauglich). Mit geringer Belastung der Gewebe kann die Anregung des Kieferwachstums und die Einordnung der Zähne simultan erfolgen, siehe Fallbeispiele . Könner bewältigen bis zu 8 mm Breiten-Mangel bei 9-Jährigen noch „herausnehmbar“, und sehen hohe Erfolgschancen bis 12 Jahre.
Spätfälle
sind nicht immer
selbstverschuldet spät:
Kinder
erst warten lassen, dann die Gaumennaht sprengen, was oft
die Zähne schiefer
macht, dann eine
lose „Spielzeug-Zahnspange“ geben, dann
Bracket-Spange einbauen, ist erheblich
profitabler
als die
bewährte Behandlung mit aktiven Platten. Diese wird als wenig
wirksam verunglimpft, weil sie vom Wachstum und der Mitarbeit abhängt
– obwohl Kinder herausnehmbare Zahnspangen bereitwilliger tragen
als Teenager.
Sogar
zur
Kreuzbiss-Frühbehandlung sind
aktive Platten schon als Behandlungsfehler verunglimpft worden, mit
der Halbwahrheit, sie würden die Zähne nur auswärts kippen. Was
aber nur dann passiert, wenn man schneller dehnt, als die
Kieferentwicklung mitkommt. Nach
dieser Logik müsste man auch die Verordnung von Medikamenten, die
bei Überdosis schaden, als Behandlungsfehler sehen. Die
GNE dagegen erzwingt, ebenso wie Außenspangen oder in den Knochen
gedrehte Minischrauben bzw. Gaumenimplantate, rasch einen
propagierbaren Effekt.
Die anschließend erforderliche
Verheilungsphase sowie Schäden wie z.B. Zahnwurzel-Verkürzungen
werden dabei nicht
eingerechnet, in gleicher Logik wie bei
überflüssigen
Operationen mit anschließender „blutiger Entlassung“.
Untenstehende objektive Befunde zur GNE wurden zugegeben. Wie hoch mag die Dunkelziffer der Schäden sein, wenn 50% der befragten Kieferorthopäden nicht geantwortet haben? Wie hoch wäre der Anteil der nicht-offensichtlichen Schäden, wie spätere Kiefergelenk-Beschwerden, die auch durch Delaire-Masken drohen, oder psychische Schäden?
Es
gibt keine Indikation zur Gaumennaht-Erweiterung im Milchgebiss und
im frühen Wechselgebiss (d.h.
bevor die Seitenzähne wechseln). Je
jünger ein Kind ist, desto mehr gehemmtes Wachstum kann zur
Nachentwicklung des Oberkiefers entblockiert werden, wobei auch
Osteopathie helfen kann.
Daher
sollte die GNE auf Spätfälle beschränkt werden, aber selbst bei
Erwachsenen ist oft noch etwas Oberkiefer-Weitung mit herausnehmbaren
Zahnspangen möglich, im Einzelfall 4 mm oder mehr – zwar
langsam, aber es gibt dafür zierliche Geräte wie z.B. Crozat.
Rekorde des Mit-Kanonen-auf-Spatzen-Schießens:
Wegen
ca. 3 mm Breiten-Mangel eine 7-Jährige oder einen 8-Jährigen 6
Monate lang mit einer GNE quälen wollen UND mit einer Delaire-Maske,
obwohl statt eines sichtbaren Vorbisses nur eine Vorbiss-Tendenz
bestand. Dann würde die Delaire-Maske vorerst einen Überbiss
schaffen!
Manche
Praxen
tun Kindern ab 5–6 Jahren routinemäßig
diese
Brutalmethoden an. Manche schöpfen danach
mit
Platten ohne
Funktion,
Vorschubdoppelplatten (gegen Rückbisslagen) oder Funktionsreglern 3
nach Fränkel (gegen Progenie) noch kassenmögliche Zeit aus, und sie
gehen
im Internet auf Patientenfang.
Werden
Eltern nicht über Risiken und Alternativen aufgeklärt, liefern sie
ihre Kinder quasi als Brennstoff an einen Praxisbetrieb aus.
Wohlgemerkt
sind „oberer Schmalkiefer“ (ein- oder beidseitiger Kreuzbiss /
Schiefbiss), Progenie (Vorbiss) und offener Biss Kassen-Indikationen
zur Frühbehandlung.
Diese ist auf 6 Quartale begrenzt, die in diesem Alter meist
hinreichen, um die Gebissentwicklung auch mit effektiv konstruierten
(!) herausnehmbaren Spangen zu normalisieren. Z.B. Dehnplatten mit
Standard- oder Spezialschrauben, Funktionsregler oder
Rückschubdoppelplatten (RDP). Hartnäckige Fälle brauchen danach
weitere Überwachung.
Für Selberzahler-Frühbehandlungen,
z.B. von Engstand ohne Kreuzbiss, haben ausgesuchte Praxen faire
Angebote. Daneben gibt es konfektionierte Trainer, z.B. Kaukraft
Kiefer-Former, zur Anwendung durch den Hauszahnarzt oder zur
Selbsthilfe. Sie haben den Vorteil, nicht von Haltezähnen
abzuhängen, und kommen durch ihren Kaugummi-Effekt mit weniger
Tragezeit aus.
Untersuchung
(Tagungsbeitrag DOKFO 2000-Vorträge)
Die
kieferorthopädische-kieferchirurgische Behandlung im Wachstumsalter,
V37
Komplikationen
bei der Verwendung von Gaumennaht-Erweiterungsapparaturen
Schuster,
Gabriele; Borel-Scherf, Iris (Kieferorthopädie, ZZMK „Carolinum“,
Universität Frankfurt am Main)
FRAGESTELLUNG
Art und Häufigkeit von Komplikationen bei
Verwendung von Gaumennaht-Erweiterungsapparaturen (GNE).
MATERIAL
UND METHODE Es wurden 203 Fragebögen an Fachpraxen in Hessen
versandt, um zu erfahren, wie häufig im letzten Jahr GNE-Apparaturen
verwendet und welche Probleme beobachtet wurden.
ERGEBNISSE:
102
zurückgesandte Fragebögen konnten ausgewertet werden. Dies
entspricht einer Rücklaufquote von 50%. In 90% der antwortenden
Praxen wurde die GNE-Apparatur verwendet. Neben verschiedenen
technischen Apparateausführungen fiel der unterschiedliche
Aktivierungsrhythmus auf. Insgesamt wurden ca. 1450
konventionelle GNE
gegenüber 160
chirurgisch unterstützter GNE
durchgeführt. Die Altersgrenze für eine chirurgische Unterstützung
wurde im Mittel mit 16,7 ± 4,7 Jahren angegeben. Technische
Komplikationen waren Apparaturbruch (30%) oder Lockerungen (52%). Die
medizinischen Komplikationen wurden in intraorale sowie extraorale
unterteilt. lntraoral wurden hauptsächlich nicht
gesprengte Naht
(20%), extreme
Zahnkippungen
(18%), Knochen-
oder Wurzelresorptionen
(7%) sowie Dekubitus (9%) genannt. In einem Fall mussten nach der GNE
aufgrund massiver Wurzelresorptionen die 1. Molaren extrahiert
werden.
Extraorale
Komplikationen, wie Verbreiterung
der Nase,
Ausbildung von Asymmetrien
des Nasensteges, Höckerbildungen
am Nasenrücken und Blutergüsse
wurden
von 12%
der
Praxen angegeben.
FAZIT: Bei der Patientenaufklärung sollte nicht nur auf die positiven Effekte der Gaumennahterweiterung, sondern auch auf mögliche Komplikationen, insbesondere auf mögliche Gesichtsveränderungen wie z.B. Nasenverbreiterungen hingewiesen werden.