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Update dieses Kapitels: 05.03.2025
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Man
weiß nie vorher, wie schlimm eine GNE (Schnelldehnung,
Kieferweitung) verlaufen kann, wie z.B.:
9-Jähriger schlingt sein Essen nur noch herunter und bekommt davon Magenentzündung (Gastritis), weil er mit der GNE-Apparatur nicht mehr richtig kauen kann.
Oder die GNE führte bei 4- bis 8-Jährigen auch zur psychischen Traumatisierung und Zahnarzt-Angst. Es ist ein Unterschied, ob ein Kind mit 4 Jahren, mit 7,mit 10, ein Teenager oder ein Erwachsener diese aufgezwungenen Schmerzen und die Behinderung beim Essen erleiden muss. Siehe dazu auch die Opfer-Berichte im Alternativen-Kapitel.
Die Gaumennahterweiterung (GNE) bei Kindern ist brutale Verwertungslogik, die skrupellosen Behandler/-innen 2- bis 3-fachen Profit verschafft.
Die
Nebenwirkungen, z.B. dass eine Gaumennahtsprengung die Nase verbreitert, werden den Eltern oft
verschwiegen. Später leiden manche Patienten unter ihren breiten Nasen. Dies ist
Verletzung der ärztlichen Aufklärungspflicht, ebenso wie das Verschweigen bewährter Alternativen.
Solche Behandlungen wären dann Körperverletzung!
Auch
bei komplikationslosem Verlauf der GNE bleibt viel Essen unter der
Apparatur (Hyrax, Gaumennaht-Sprengplatte) hängen, und die
Mundhygiene ist erschwert.
Dann wurde in Fortbildungen, Kongressen und Fachpublikationen auch die Delaire-Maske (Gesichtsmaske, oft one-size-for-all mit
„Schielstange“, siehe Foto) zur Frühbehandlung propagiert.
Mögliche Folgen, kombiniert mit GNE: Breitnase, Oberlippe passt
nicht richtig über die Zähne, und „wenn sie lacht sieht sie von der Seite aus wie ein Pferd“.
Schlimmer noch, wird als „modernste Methode“ statt Delaire-Maske ein gefährlich invasives Vorgehen mit Hybrid-Hyrax und Mentoplate propagiert. Beide werden direkt an die Kieferknochen angeschraubt! Das geht sogar ambulant.
In Studien wurden Kinderversuche durchgeführt, um verschiedene GNE-Schraubgeschwindigkeiten zu vergleichen. Laien wird die frühe Gaumennaht-Erweiterung quasi als „alternativlos“ nahegelegt.
Kaltblütiges
medizinisches Auspressen von Kindern wird hier zur Routine.
Dagegen führen rechtzeitige aktive Platten oder Doppelkiefer-Spangen oft schon bei einer Tragezeit-Vorgabe von 15/24 h zum Erfolg. Dynamische Kaugummieffekt-Spangen kommen mit noch weniger aus (Ganztagsschul-tauglich). Mit geringer Belastung der Gewebe kann die Anregung des Kieferwachstums und die Einordnung der Zähne simultan erfolgen, siehe Fallbeispiele . Könner bewältigen bis zu 8 mm Breiten-Mangel bei 9-Jährigen noch „herausnehmbar“, und sehen hohe Erfolgschancen bis 12 Jahre.
Spätfälle
sind nicht immer selbstverschuldet spät:
Kinder
erst warten lassen, dann die Gaumennaht sprengen, dann eine
lose „Spielzeug-Zahnspange“ geben, dann
Bracket-Spange einbauen, ist erheblich profitabler
als die bewährte Behandlung mit aktiven Platten. Diese wird als wenig
wirksam verunglimpft, weil sie vom Wachstum und der Mitarbeit abhängt
– obwohl Kinder herausnehmbare Zahnspangen bereitwilliger tragen
als Teenager.
Sogar zur
Kreuzbiss-Frühbehandlung wurden aktive Platten schon als Behandlungsfehler verunglimpft, mit
der Halbwahrheit, sie würden die Zähne nur auswärts kippen. Was
aber nur dann passiert, wenn man schneller dehnt, als die
Kieferentwicklung mitkommt. Nach
dieser Logik müsste man auch die Verordnung von Medikamenten, die
bei Überdosis schaden, als Behandlungsfehler sehen. Die
GNE dagegen erzwingt, ebenso wie Außenspangen oder in den Knochen
gedrehte Minischrauben bzw. Gaumenimplantate, rasch einen
propagierbaren Effekt.
Die anschließend erforderliche Verheilungsphase sowie Schäden wie z.B. Zahnwurzel-Verkürzungen werden dabei nicht
mitgezählt.
Untenstehende objektive Befunde zur GNE wurden zugegeben. Wie hoch mag bei nur 50% Antworten die Dunkelziffer der Schäden sein? Und wie häufig wären nicht-offensichtliche Schäden, wie spätere Kiefergelenk-Beschwerden, die auch durch Delaire-Masken drohen, oder psychische Schäden?
Es
gibt keine Indikation zur Gaumennaht-Erweiterung im Milchgebiss und
im frühen Wechselgebiss (d.h.
bevor die Seitenzähne wechseln). Je
jünger ein Kind ist, desto mehr gehemmtes Wachstum kann zur
Nachentwicklung des Oberkiefers entblockiert werden, wobei auch
Osteopathie helfen kann.
Daher
sollte die GNE auf Spätfälle beschränkt werden, aber selbst bei
Erwachsenen ist oft noch eine langsame Oberkiefer-Weitung mit herausnehmbaren
Zahnspangen möglich, im Einzelfall 4 mm oder mehr.
Rekorde des Mit-Kanonen-auf-Spatzen-Schießens:
Wegen
ca. 3 mm Breiten-Mangel eine 7-Jährige oder einen 8-Jährigen 6
Monate lang mit einer GNE quälen wollen UND mit einer Delaire-Maske,
obwohl statt eines sichtbaren Vorbisses nur eine Vorbiss-Tendenz
bestand. Dann würde die Delaire-Maske vorerst einen Überbiss
schaffen!
Oder einem 8-Jährigen eine Hybrid-Hyrax an den Gaumenknochen und Mentoplates an den Unterkiefer schrauben wollen.
Manche schöpfen danach mit Zahnspangen ohne
Funktion, Vorschubdoppelplatten (gegen Rückbisslagen) oder Funktionsreglern 3
nach Fränkel (gegen Progenie) noch kassenmögliche Zeit aus, und
gehen im Internet auf Patientenfang.
Werden Eltern nicht über Risiken und Alternativen aufgeklärt, liefern sie
ihre Kinder quasi als Brennstoff an einen Praxisbetrieb aus.
Wohlgemerkt
sind „oberer Schmalkiefer“ (ein- oder beidseitiger Kreuzbiss /
Schiefbiss), Progenie (Vorbiss) und offener Biss Kassen-Indikationen
zur Frühbehandlung:
bis zu 6 Quartale, die in diesem Alter meist
hinreichen, um die Gebissentwicklung auch mit effektiv konstruierten
(!) herausnehmbaren Spangen zu normalisieren. Z.B. Dehnplatten mit
Standard- oder Spezialschrauben, Funktionsregler oder
Rückschubdoppelplatten (RDP). Hartnäckige Fälle brauchen danach
weitere Überwachung.
Für Selberzahler-Frühbehandlungen,
z.B. von Engstand ohne Kreuzbiss, haben ausgesuchte Praxen faire
Angebote. Daneben gibt es konfektionierte Trainer, z.B. Kaukraft
Kiefer-Former, zur Anwendung durch den Hauszahnarzt oder zur
Selbsthilfe. Sie haben den Vorteil, nicht von Haltezähnen
abzuhängen, und kommen durch ihren Kaugummi-Effekt mit weniger
Tragezeit aus.
Untersuchung
(Tagungsbeitrag DOKFO 2000-Vorträge)
Die
kieferorthopädische-kieferchirurgische Behandlung im Wachstumsalter,
V37
Komplikationen
bei der Verwendung von Gaumennaht-Erweiterungsapparaturen
Schuster,
Gabriele; Borel-Scherf, Iris (Kieferorthopädie, ZZMK „Carolinum“,
Universität Frankfurt am Main)
FRAGESTELLUNG
Art und Häufigkeit von Komplikationen bei
Verwendung von Gaumennaht-Erweiterungsapparaturen (GNE).
MATERIAL
UND METHODE Es wurden 203 Fragebögen an Fachpraxen in Hessen
versandt, um zu erfahren, wie häufig im letzten Jahr GNE-Apparaturen
verwendet und welche Probleme beobachtet wurden.
ERGEBNISSE:
102 zurückgesandte Fragebögen konnten ausgewertet werden (Rücklaufquote 50%). In 90% der antwortenden
Praxen wurde die GNE-Apparatur verwendet. Neben verschiedenen
technischen Apparateausführungen fiel der unterschiedliche
Aktivierungsrhythmus auf. Insgesamt wurden ca. 1450 konventionelle GNE
gegenüber 160
chirurgisch unterstützten GNE
durchgeführt (..).
Technische Komplikationen waren Apparaturbruch (30%) oder Lockerungen (52%). Die
medizinischen Komplikationen wurden in intraorale sowie extraorale
unterteilt. lntraoral wurden hauptsächlich nicht gesprengte Naht (20%), extreme
Zahnkippungen (18%), Knochen- oder Wurzelresorptionen (7%) sowie Dekubitus (9%) genannt. In einem Fall mussten nach der GNE
aufgrund massiver Wurzelresorptionen die 1. Molaren extrahiert werden.
Extraorale
Komplikationen, wie Verbreiterung
der Nase, Ausbildung von Asymmetrien des Nasensteges, Höckerbildungen am Nasenrücken und Blutergüsse
wurden von 12% der Praxen angegeben.
FAZIT: Bei der Patientenaufklärung sollte nicht nur auf die positiven Effekte der Gaumennahterweiterung, sondern auch auf mögliche Komplikationen, insbesondere auf mögliche Gesichtsveränderungen wie z.B. Nasenverbreiterungen hingewiesen werden.